DIFFERENTIALGEOMETRIE I–II - Homeweb2.unifr.ch
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16. Krümmung und Fla<strong>ch</strong>heit von Zusammenhängen<br />
Auf die Krümmung eines Zusammenhanges ∇ stößt man, wenn man die Vertaus<strong>ch</strong>barkeit<br />
zweiter und höherer kovarianter Ableitungen untersu<strong>ch</strong>t. Man erhält beim<br />
Vertaus<strong>ch</strong>en einen Fehlerterm ∇ X ∇ Y Z − ∇ Y ∇ X Z, der si<strong>ch</strong> dur<strong>ch</strong> einen Tensor R<br />
bes<strong>ch</strong>reiben lässt, den Krümmungstensor von ∇. Es zeigt si<strong>ch</strong>, dass die Ni<strong>ch</strong>tvertaus<strong>ch</strong>barkeit<br />
damit zusammenhängt, dass man bei der Parallelvers<strong>ch</strong>iebung eines<br />
Vektors von p na<strong>ch</strong> q ∈ M längs vers<strong>ch</strong>iedener Wege im allgemeinen unters<strong>ch</strong>iedli<strong>ch</strong>e<br />
Resultate erhält. Diese Wegabhängigkeit der Parallelvers<strong>ch</strong>iebung liefert eine geometris<strong>ch</strong>e<br />
Deutung des Krümmungstensors, auf die wir in Abs<strong>ch</strong>nitt 16.4 und Aufgabe<br />
4 ausführli<strong>ch</strong> eingehen. Insbesondere ergeben si<strong>ch</strong> in 16.5 notwendige und<br />
hinrei<strong>ch</strong>ende Bedingungen die “Fla<strong>ch</strong>heit” von ∇, d.h. für das Vers<strong>ch</strong>winden von<br />
R. Wir bemerken, dass si<strong>ch</strong> die Definitionen und Resultate der Abs<strong>ch</strong>nitte 16.1 bis<br />
16.6 ohne S<strong>ch</strong>wierigkeiten auf Zusammenhänge in beliebigen Vektorbündeln über<br />
M verallgemeinern lassen.<br />
Vers<strong>ch</strong>windet ni<strong>ch</strong>t nur der Krümmungstensor R von ∇, sondern au<strong>ch</strong> der Torsionstensor,<br />
dann ist (M, ∇) lokal “isomorph” zum R n , versehen mit dem Standardzusammenhang<br />
∇. Der dabei verwendete Isomorphiebegriff ist die affine Diffeomorphie,<br />
auf die wir in 16.7 eingehen. Ans<strong>ch</strong>ließend spezialisieren wir die Situation<br />
weiter auf den Fall des Levi–Civita–Zusammenhanges einer Riemanns<strong>ch</strong>en Mannigfaltigkeit<br />
(M, g). In Abs<strong>ch</strong>nitt 16.9 zeigen wir, dass der Levi–Civita–Zusammenhang<br />
genau dann fla<strong>ch</strong> ist, wenn (M, g) lokal isometris<strong>ch</strong> zum euklidis<strong>ch</strong>en Raum ist.<br />
Im Folgenden bezei<strong>ch</strong>net V = V(M) die Menge der differenzierbaren Vektorfelder<br />
auf einer differenzierbaren Mannigfaltigkeit M, und V ∗ = V ∗ (M) die Menge der<br />
differenzierbaren 1–Formen.<br />
16.1. Der Krümmungstensor. Die Abbildung<br />
mit<br />
R : V × V × V → V, (X, Y, Z) ↦→ R(X, Y )Z<br />
R(X, Y )Z = ∇ X ∇ Y Z − ∇ Y ∇ X Z − ∇ [X,Y ] Z (16.1.1)<br />
heißt der Krümmungstensor von ∇. Die spezielle Klammersetzung mit R(X, Y )Z<br />
anstelle von R(X, Y, Z) wird in Abs<strong>ch</strong>nitt 16.4 begründet.<br />
Bemerkung. Na<strong>ch</strong> dieser Definition ist R also streng genommen kein Tensorfeld.<br />
Mit den in Abs<strong>ch</strong>nitt 7.3 behandelten Eigens<strong>ch</strong>aften der Lieklammer re<strong>ch</strong>net man<br />
aber lei<strong>ch</strong>t na<strong>ch</strong> (Aufgabe 1), dass die Abbildung R in allen drei Variablen X, Y<br />
und Z linear über C ∞ (M) ist. Dasselbe gilt für die dur<strong>ch</strong> R induzierte Abbildung<br />
Version 16. Mai 2000<br />
R : V × V × V × V ∗ → C ∞ (M)<br />
R(X, Y, Z, α) = α(R(X, Y )Z).<br />
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