DIFFERENTIALGEOMETRIE I–II - Homeweb2.unifr.ch
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haben (Aufgabe 1). In diesem Sinne ist die Isomorphieklasse der Fundamentalgruppe<br />
eine “topologis<strong>ch</strong>e Invariante” des Raumes, d.h. invariant unter Homöomorphismen.<br />
Der folgende Satz gestattet es oft, die Fundamentalgruppe eines<br />
Raumes zu bestimmen, dessen universelle Überlagerung bekannt ist.<br />
Satz. Die Deckgruppe jeder universellen Überlagerung π : ˜M → M einer zusammenhängenden<br />
Mannigfaltigkeit ist zur Fundamentalgruppe π 1 (M, p) isomorph.<br />
Beweisskizze. Wir definieren einen Gruppenisomorphismus Ψ : Deck → π 1 (M, p)<br />
wie folgt. Sei ˜p ∈ π −1 (p). Für γ ∈ Deck sei c eine Kurve von γ(˜p) na<strong>ch</strong> ˜p. Da ˜M<br />
einfa<strong>ch</strong> zusammenhängend ist, sind je zwei sol<strong>ch</strong>e Kurven homotop. Dann ist π ◦ c<br />
eine S<strong>ch</strong>leife an p, also [π ◦ c] ∈ π 1 (M, p). Wir setzen Ψ(γ) = [π ◦ c]. Man verifiziert,<br />
dass Ψ ein bijektiver Gruppenhomomorphismus ist. QED<br />
Da die Blätterzahl einer universellen Überlagerung mit der Mä<strong>ch</strong>tigkeit ihrer Deckgruppe,<br />
also mit der Mä<strong>ch</strong>tigkeit von π 1 (M, p) übereinstimmt, ergibt si<strong>ch</strong> als<br />
Folgerung. Die universelle Überlagerung einer kompakten zusammenhängenden<br />
Mannigfaltigkeit M ist genau dann kompakt, wenn die Fundamentalgruppe π 1 (M, p)<br />
endli<strong>ch</strong> ist.<br />
22.5. Riemanns<strong>ch</strong>e Überlagerungen. Eine Riemanns<strong>ch</strong>e Überlagerung ist eine<br />
Überlagerung π : ¯M → M Riemanns<strong>ch</strong>er Mannigfaltigkeiten ( ¯M, ḡ) und (M, g), die<br />
glei<strong>ch</strong>zeitig eine lokale Isometrie ist, für die also π ∗ g = ḡ gilt. Ist π : ¯M → M eine<br />
Überlagerung einer zusammenhängenden Riemanns<strong>ch</strong>en Mannigfaltigkeit (M, g),<br />
dann wird π mit der Riemanns<strong>ch</strong>en Metrik ḡ := π ∗ g auf ¯M zu einer Riemanns<strong>ch</strong>en<br />
Überlagerung. Jede Riemanns<strong>ch</strong>e Mannigfaltigkeit (M, g) besitzt also eine Riemanns<strong>ch</strong>e<br />
universelle Überlagerung ( ˜M, ˜g), und diese ist bis auf fasertreue Isometrie<br />
eindeutig bestimmt.<br />
Für Decktransformationen φ ∈ Deck einer Riemanns<strong>ch</strong>en Überlagerung gilt wegen<br />
π ◦ φ = π<br />
φ ∗˜g = φ ∗ π ∗ g = (π ◦ φ) ∗ g = π ∗ g = ˜g.<br />
Also sind alle Decktransformationen Isometrien der induzierten Metrik ˜g. Mit de<br />
Ergebnissen aus 22.3 und 22.4 ergibt si<strong>ch</strong>:<br />
Folgerung. Jede zusammenhängende Riemanns<strong>ch</strong>e Mannigfaltigkeit (M, g) ist isometris<strong>ch</strong><br />
zum Quotienten einer einfa<strong>ch</strong> zusammenhängenden Riemanns<strong>ch</strong>en Mannigfaltigkeit<br />
( ˜M, ˜g) na<strong>ch</strong> einer frei und eigentli<strong>ch</strong> diskontinuierli<strong>ch</strong> operierenden<br />
Gruppe Γ von Isometrien. Die Gruppe Γ ist isomorph zur Fundamentalgruppe von<br />
M.<br />
Ist umgekehrt Γ eine eigentli<strong>ch</strong> diskontinuierli<strong>ch</strong> und frei operierende Gruppe von<br />
Isometrien einer Riemanns<strong>ch</strong>en Mannigfaltigkeit ( ¯M, ḡ) dann existiert auf der Quotientenmannigfaltigkeit<br />
Γ\ ¯M offenbar genau eine Riemanns<strong>ch</strong>e Metrik g, mit der<br />
die kanonis<strong>ch</strong>e Projektion ¯M → Γ\ ¯M zur Riemanns<strong>ch</strong>en Überlagerung wird.<br />
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