DIFFERENTIALGEOMETRIE I–II - Homeweb2.unifr.ch
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19. Vollständigkeit, konvexe Umgebungen<br />
Typis<strong>ch</strong>e Fragen der Riemanns<strong>ch</strong>en Geometrie im Großen oder der globalen Riemanns<strong>ch</strong>en<br />
Geometrie sind sol<strong>ch</strong>e na<strong>ch</strong> Zusammenhängen zwis<strong>ch</strong>en der Riemanns<strong>ch</strong>en<br />
Struktur und der topologis<strong>ch</strong>en Gestalt der unterliegenden Mannigfaltigkeit.<br />
Beispiele für entspre<strong>ch</strong>ende Sätze haben wir in Kapitel 13 über Eiflä<strong>ch</strong>en bereits kennengelernt:<br />
Dort konnte etwa aus der Positivität der Gaußkrümmung ges<strong>ch</strong>lossen<br />
werden, dass eine Flä<strong>ch</strong>e diffeomorph zur 2–Sphäre ist. Ähnli<strong>ch</strong>e Resultate gibt es<br />
im allgemeineren Rahmen der Riemanns<strong>ch</strong>en Geometrie.<br />
Nun zeigt bereits die Betra<strong>ch</strong>tung offener Teilmengen des R n , dass au<strong>ch</strong> die “einfa<strong>ch</strong>sten”<br />
Riemanns<strong>ch</strong>en Mannigfaltigkeiten, nämli<strong>ch</strong> die fla<strong>ch</strong>en, von sehr komplizierter<br />
topologis<strong>ch</strong>er Struktur sein können. Um zu sinnvollen Fragestellungen zu<br />
gelangen, erlegt man daher den betra<strong>ch</strong>teten Räumen zusätzli<strong>ch</strong>e Bedingungen auf,<br />
so wie wir s<strong>ch</strong>on bei den Eiflä<strong>ch</strong>en deren Kompaktheit vorausgesetzt haben. Die<br />
wi<strong>ch</strong>tigste dieser Bedingungen ist die der Vollständigkeit einer Riemanns<strong>ch</strong>en Mannigfaltigkeit.<br />
In diesem Kapitel führen wir den Begriff der Vollständigkeit ein und<br />
beweisen den grundlegenden Satz von Hopf und Rinow, der vers<strong>ch</strong>iedene Charakterisierungen<br />
der Vollständigkeit zum Gegenstand hat. Ans<strong>ch</strong>ließend vertiefen wir<br />
unser Studium der Normalkoordinaten im Riemanns<strong>ch</strong>en Fall und beweisen die<br />
Existenz konvexer Umgebungen.<br />
In diesem Kapitel bezei<strong>ch</strong>nen weiterhin (M, g) eine Riemanns<strong>ch</strong>e Mannigfaltigkeit,<br />
d ihre Abstandfunktion, ∇ ihren Levi–Civita–Zusammenhang, und exp : ˜T M → M<br />
die Exponentialabbildung von ∇ mit ihrem maximalen Definitionsberei<strong>ch</strong> ˜T M.<br />
19.1. Surjektivität der Exponentialabbildung. Für p ∈ M und ϱ > 0 betra<strong>ch</strong>ten<br />
wir die Bälle<br />
B p (0, ϱ) = {X ∈ T p M | ‖X‖ < ϱ}<br />
in T p M und<br />
B(p, ϱ) = {q ∈ M | d(p, q) < ϱ}<br />
in M. Da die Geodätis<strong>ch</strong>e c : [0, 1] → M mit c(t) = exp p tX die Punkte p und<br />
exp p X verbindet und die Länge L(c) = ‖X‖ hat, gilt<br />
und daher ist<br />
d(exp p X, p) ≤ ‖X‖ ,<br />
exp p (B p (0, ϱ) ∩ ˜T M) ⊆ B(p, ϱ).<br />
Diese Inklusion ist im allgemeinen e<strong>ch</strong>t, wie man si<strong>ch</strong> am Beispiel offener Teilmengen<br />
M ⊆ R n klarma<strong>ch</strong>t. Der folgende Satz besagt aber, dass zwis<strong>ch</strong>en diesen Mengen<br />
Glei<strong>ch</strong>heit besteht, sobald B p (0, ϱ) ⊆ ˜T M ist.<br />
Version 5. Juni 2000<br />
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