DIFFERENTIALGEOMETRIE I–II - Homeweb2.unifr.ch
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{<br />
c 2 (t) = (t, 0, e<br />
−1/t 2 ), t ≠ 0<br />
0, t = 0<br />
definierten Kurven c 1 , c 2 ∈ C ∞ (R, R 3 ) sind ni<strong>ch</strong>t biregulär an t = 0. Sie haben die<br />
glei<strong>ch</strong>e Krümmung κ und die glei<strong>ch</strong>e Torsion τ = 0 auf R \ {0}, da si<strong>ch</strong> ihre Eins<strong>ch</strong>ränkungen<br />
auf die Intervalle (−∞, 0) und (0, ∞) jeweils dur<strong>ch</strong> eine euklidis<strong>ch</strong>e<br />
Bewegung ineinander überführen lassen. Es existiert aber keine euklidis<strong>ch</strong>e Bewegung<br />
F mit F ◦ c 1 = c 2 auf ganz R. Die Eindeutigkeitsaussage von Satz 9.6 gilt<br />
also in diesem Fall ni<strong>ch</strong>t, obwohl die Voraussetzung der Biregularität nur in einem<br />
Punkt verletzt ist.<br />
9.9. Beispiel. Die dur<strong>ch</strong> c(t) = (a cos t, a sin t, bt) definierte Abbildung c : R → R 3<br />
mit reellen Konstanten a > 0 und b, bes<strong>ch</strong>reibt eine S<strong>ch</strong>raubenlinie mit Radius a<br />
und Ganghöhe 2πb. Man bere<strong>ch</strong>net, dass c konstante Krümmung und Torsion hat,<br />
und zwar ist κ = a/(a 2 +b 2 ) und τ = b/(a 2 +b 2 ). Sind umgekehrt Konstanten κ > 0<br />
und τ vorgegeben, dann gibt es eine S<strong>ch</strong>raubenlinie mit Krümmung κ und Torsion<br />
τ, nämli<strong>ch</strong> diejenige mit a = κ/(κ 2 +τ 2 ) und b = τ/(κ 2 +τ 2 ). Als Folgerung aus der<br />
Eindeutigkeitsaussage in 9.6 erhält man nun: Jede bireguläre Kurve mit konstanter<br />
Krümmung und konstanter Torsion ist (bis auf Umparametrisierung und euklidis<strong>ch</strong>e<br />
Bewegung) eine S<strong>ch</strong>raubenlinie.<br />
Aufgaben<br />
1. Spirale. Bere<strong>ch</strong>nen Sie Krümmung und Torsion der Spirale in Beispiel 9.9.<br />
2. Lokale Gestalt von Raumkurven. (a) Zeigen Sie, dass für na<strong>ch</strong> der Bogenlänge<br />
parametrisierte bireguläre Raumkurven c folgende Taylorentwicklung gilt:<br />
c(s) = c(0) +<br />
(s − κ2 0 s3<br />
6<br />
) ( κ0 s 2<br />
e 1 (0) +<br />
2<br />
)<br />
+ κ′ 0 s3<br />
e 2 (0) + κ 0τ 0 s 3<br />
e 3 (0) + R(s)<br />
6<br />
6<br />
Dabei bezei<strong>ch</strong>net e 1 , e 2 , e 3 das Frenets<strong>ch</strong>e Dreibein, es ist κ 0 = κ(0) und κ ′ 0 = κ ′ (0),<br />
und es gilt lim s→0 R(s)/s 3 = 0.<br />
(b) Wir betra<strong>ch</strong>ten nun die Kurve<br />
γ(s) =<br />
(s − κ2 0 s3<br />
6<br />
) ( κ0 s 2<br />
v 1 +<br />
2<br />
)<br />
+ κ′ 0 s3<br />
v 2 + κ 0τ 0 s 3<br />
v 3 ,<br />
6<br />
6<br />
(∗)<br />
die si<strong>ch</strong> aus der Entwicklung in (a) mit v j := e j (0) dur<strong>ch</strong> Vers<strong>ch</strong>ieben des Koordinatenursprungs<br />
und Verna<strong>ch</strong>lässigen des Restterms R(s) ergibt. Bestimmen und<br />
skizzieren Sie die senkre<strong>ch</strong>ten Projektionen von γ auf die drei Ebenen Spann(v 1 , v 2 ),<br />
Spann(v 2 , v 3 ) und Spann(v 1 , v 3 ). Diese Ebenen nennt man die S<strong>ch</strong>miegebene, die<br />
Normalenebene und die rektifizierende Ebene der Kurve c im Punkt c(0).<br />
3. Kurve. Die Kurve γ sei definiert dur<strong>ch</strong> Glei<strong>ch</strong>ung (∗) in Aufgabe 2 mit Konstanten<br />
κ 0 > 0, κ ′ 0 und τ 0 und mit einer Orthonormalbasis v 1 , v 2 , v 3 = v 1 × v 2 des<br />
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