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DIFFERENTIALGEOMETRIE I–II - Homeweb2.unifr.ch

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9. Kurven im R 3<br />

Dieser Abs<strong>ch</strong>nitt gibt eine kurze Einführung in die klassis<strong>ch</strong>e Theorie der Kurven<br />

im dreidimensionalen euklidis<strong>ch</strong>en Raum. Wir zeigen, dass reguläre Kurven immer<br />

na<strong>ch</strong> der Bogenlänge parametrisiert werden können. Ans<strong>ch</strong>ließend definieren wir das<br />

Frenets<strong>ch</strong>e Dreibein, die Krümmung und die Torsion einer Raumkurve, und leiten<br />

die Frenets<strong>ch</strong>en Formeln her. Dann erinnern wir an den Begriff der eigentli<strong>ch</strong>en<br />

euklidis<strong>ch</strong>en Bewegung und zeigen, dass Krümmung und Torsion einer Kurve unter<br />

sol<strong>ch</strong>en Bewegungen invariant bleiben. Hauptresultat dieses Abs<strong>ch</strong>nittes ist der so<br />

genannte Fundamentalsatz der Kurventheorie im R 3 , der im Wesentli<strong>ch</strong>en besagt,<br />

dass es zu vorgegebener Krümmung und Torsion immer eine passende Kurve gibt,<br />

und dass diese bis auf eigentli<strong>ch</strong>e euklidis<strong>ch</strong>e Bewegungen eindeutig bestimmt ist.<br />

9.1. Bogenlänge. Die Länge einer einmal stetig differenzierbaren Kurve c ∈<br />

C 1 ([a, b], R 3 ) mit Ableitung c ′ = dc/dt ist definiert als<br />

L(c) :=<br />

∫ b<br />

a<br />

‖c ′ (t)‖ dt.<br />

Die Kurve c heißt regulär, wenn für alle t die Ableitung c ′ (t) ≠ 0 ist. Sie heißt<br />

na<strong>ch</strong> der Bogenlänge parametrisiert, wenn sogar ‖c ′ (t)‖ = 1 gilt für alle t ∈ [a, b].<br />

In diesem Fall ist die Länge jedes Teilstückes c| [a,t] glei<strong>ch</strong> dem jeweils verstri<strong>ch</strong>enen<br />

Parameterwert t−a. Das folgende Lemma besagt, dass man reguläre Kurven immer<br />

na<strong>ch</strong> der Bogenlänge umparametrisieren kann, und dass der Bogenlängenparameter<br />

bis auf Vers<strong>ch</strong>iebungen eindeutig bestimmt ist.<br />

Lemma. Sei c ∈ C k ([a, b], R 3 ) mit k ≥ 1.<br />

(a) Ist c regulär, dann existiert ein C k –Diffeomorphismus ϕ : [0, L(c)] → [a, b]<br />

dergestalt, dass die Kurve c ◦ ϕ na<strong>ch</strong> der Bogenlänge parametrisiert ist.<br />

(b) Gilt ‖c ′ ‖ = 1 auf [a, b] und ist ϕ : [a 1 , b 1 ] → [a, b] ein C k –Diffeomorphismus mit<br />

ϕ(a 1 ) = a und ‖(c ◦ ϕ) ′ ‖ = 1, dann ist ϕ eine Translation, also ϕ(s) = s + a − a 1<br />

für alle s ∈ [a 1 , b 1 ].<br />

Beweis. (a) Zum Beweis der ersten Aussage definieren wir ψ ∈ C k ([a, b], R) dur<strong>ch</strong><br />

ψ(t) =<br />

∫ t<br />

a<br />

‖c ′ (τ)‖ dτ.<br />

Wegen ψ ′ (t) = ‖c ′ (t)‖ > 0 bildet ψ das Intervall [a, b] streng monoton auf [0, L(c)]<br />

ab. Mit der Umkehrrabbildung ϕ = ψ −1 gilt dann<br />

Version: 18. Februar 2000<br />

||(c ◦ ϕ) ′ (s)|| = ||c ′ (ϕ(s))||<br />

75<br />

1<br />

|ψ ′ (ϕ(s))| = 1.

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