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Organisationsgebundene pädagogische Professionalität - Budrich

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Theoretisches Konstrukt<br />

rens – wechselseitig beobachten und interpretieren würden. Müsste Wissenschaft<br />

dann interdisziplinärer organisiert sein? Welche Konsequenzen könnte<br />

es haben, wenn die normativen Kriterien des professionstheoretischen Konzepts<br />

– beispielsweise die Respektierung autonomer Lebenspraxis – nicht<br />

mehr in Anschlag genommen werden, um professionalisierte Praxis von nicht<br />

professionalisierter Praxis zu unterscheiden (Wagner 1998)? Würde damit<br />

eine für die Zivilisation wichtige Unterscheidungsfähigkeit verlorengehen?<br />

Oder stimmen wir zu, dass die professionstheoretische Auffassung nicht den<br />

realen Beruf, wie ihn Praktikerinnen und Praktiker interpretieren, sondern<br />

den überhöhten Beruf meinte? Die ethischen Implikationen der Berufsausübung<br />

werden im Rahmen dieser Arbeit nicht vertieft. Anspruch ist es vielmehr,<br />

den Sinn- und Bedeutungswandel des <strong>Professionalität</strong>sverständnisses<br />

nachzuzeichnen und ihn damit zur Diskussion zu stellen.<br />

2.1 <strong>Professionalität</strong>: Die professionstheoretische Perspektive<br />

Die klassischen Professionstheorien haben aus Sicht von Oevermann die institutionellen<br />

Erscheinungsweisen von Professionen als besondere Berufe<br />

(vgl. II 1.1) behandelt, aber die Professionen nicht ausgehend vom typischen<br />

Handlungsproblem erklärt und begründet. „Es fehlte immer die Rekonstruktion<br />

der typischen Handlungslogik der Professionen in Reaktion auf das typische<br />

Handlungsproblem“ (Oevermann 2008:56). Oevermann greift auf die<br />

objektive Hermeneutik und ihre strukturale Methodologie zurück, um die typische<br />

Handlungslogik der <strong>pädagogische</strong>n Profession zu rekonstruieren. Das<br />

typische Handlungsproblem ist die stellvertretende Bewältigung von Krisen.<br />

„Stellvertretend“ meint, dass die Krise einer Lebenspraxis nicht in der Lebenspraxis,<br />

sondern stellvertretend in einer professionalisierten Praxis bearbeitet<br />

wird. Für die stellvertretende Bearbeitung lebenspraktischer Krisen ist konstitutiv,<br />

dass spezialisierte Berufsrollen und entsprechende Komplementärrollen<br />

des Laien/der Klientin entstehen (Oevermann 1996:41f). Die stellvertretende<br />

Bearbeitung von lebensweltlichen Krisen folgt einer bestimmten Strukturlogik,<br />

welche von den Professionellen mittels ihrer <strong>Professionalität</strong> hervorgebracht<br />

wird.<br />

Zur Strukturtypik professionalisierten Handelns zählt die besondere Aufgabe<br />

von Professionen: nämlich „die Bearbeitung der Strukturveränderung,<br />

des Strukturaufbaus und der Identitätserhaltung von Personen“ (Oevermann<br />

2008:43). Dazu muss professionalisiertes Handeln eine besondere Vermittlungsleistung<br />

vollziehen, die lebensweltlich vorzufindende Situation des Klienten<br />

deuten und die Problemlösung (Technologie) in einer eigenen, nicht<br />

technokratischen Sinnperspektive repräsentieren (Stichweh 1992:43f). Für<br />

eine Profession ist in funktional differenzierten Gesellschaften nämlich bestimmend,<br />

dass sie die Fähigkeit entwickelt,<br />

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