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Organisationsgebundene pädagogische Professionalität - Budrich

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Fallstudie<br />

Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter stellten fest, dass sie an die Arbeitsaufgabe so herangegangen<br />

wären, wie sie es gewohnt seien.<br />

Ein Posting der Online-Coach hatte eine demotivierende Wirkung auf die Mehrzahl der<br />

Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die sich an der Gruppenphase beteiligt hatten. Diese Interaktion<br />

wurde gemeinsam reflektiert. Die Mitarbeitenden hatten zum damaligen Zeitpunkt<br />

vor, rasch mit ihrer Gruppenarbeit weiterzuarbeiten. Die Aufforderung der Coach,<br />

damit zu warten, bis sie ihr Feedback gegeben habe, führte dazu, dass die Mitarbeiter und<br />

Mitarbeiterinnen ihre Arbeit beendeten. Nur eine von insgesamt sechs Mitarbeitenden erlebte<br />

die Reaktion der Coachals eine hilfreiche Unterstützung. Die Coachhatte sich in dem<br />

betreffenden Posting für die Nachricht mit der Gruppenarbeit bedankt und angekündigt,<br />

dass das Feedback kritisch ausfallen würde und sie deshalb die Arbeitsgruppe bitte, erst<br />

einmal nicht in der geplanten Weise weiterzuarbeiten. Anhand dieser Interaktion wurden<br />

die Bedeutung der virtuellen Kommunikation und der Aspekt der Selbststeuerung im Lernprozess<br />

näher beleuchtet. Es wurde geäußert, dass der Ton verärgert habe. Warum haben<br />

die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sich zurückgezogen, statt die Situation zu klären?<br />

Hierzu gab es unterschiedliche Annahmen. Eine Mitarbeiterin vermutet, dass hier ein weibliches<br />

Verhaltensmuster wirksam sei, demzufolge Frauen dazu neigen, sich bei Kritik zurückzuziehen<br />

und ihre Interessen aufzugeben. Rückblickend wurde ersichtlich, dass es zwischen<br />

der Coachund der Arbeitsgruppe zu Missverständnissen gekommen ist. Das Posting<br />

der Coach war irritierend.<br />

Die Coach hielt als Fazit fest, dass der Charakter des Online-Coachings nicht<br />

eindeutig gewesen sei.<br />

„Die angebotene Kommunikation wechselte zwischen Coaching und Wissensvermittlung.<br />

Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter haben auf Interventionen der Coach reagiert, d. h. die<br />

Artikel gelesen, eine Arbeitsgruppe eingerichtet usw. Nur wenige haben im Online-<br />

Coaching eine Möglichkeit gesehen, entsprechend ihren Lernbedürfnissen die Coachaktiv<br />

zu nutzen“ (aus: Projekttagebuch Eintrag Nr. 41).<br />

E: Die Auswertung fokussierte also auf die von den Mitarbeitenden geschaffene<br />

Wirklichkeit des SOL-Prozesses, nämlich darauf, dass nur so wenige<br />

von ihnen die Plattform ausprobiert hatten. Man hatte dies im IT-Zentrum als<br />

Scheitern interpretiert. Es ging deshalb in der Auswertung vorrangig um die<br />

Nutzer (-innen)-Perspektive.<br />

K: Das Online-Coaching startete Ende Oktober. Zum Jahresende wird<br />

der Spielraum zur individuellen Aussteuerung von Arbeitsaufgaben im IT-<br />

Zentrum regelmäßig „enger“, denn der Jahreswechsel setzt für viele Overhead-Arbeiten<br />

feste Termine. Der SOL-Prozess hat in dieser Situation zusätzlich<br />

den Modus von loser zu fester Kopplung gewechselt. Das Online-<br />

Coaching mutete eine feste Terminierung zu. Beteiligung und Kommunikation<br />

wurden für die Coach transparent und sind auf der Lernplattform auch für<br />

die anderen Beteiligten dokumentiert. Ein spontaner Prozess der Selbstorganisation,<br />

der bei loser Koppelung keinen Misserfolg darstellen muss, wird<br />

nun unter dem Vorzeichen fester Koppelung im IT-Zentrum als Scheitern interpretiert.<br />

Die Lernbegleiter und -begleiterinnen bieten in der Auswertung<br />

des Online-Coachings ein reframing an und deuten das Scheitern als eine<br />

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