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Organisationsgebundene pädagogische Professionalität - Budrich

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Zonen der Transformation<br />

und Bedeutung zu generieren; und so weist der parallele Vorgang der Selbstentwicklung<br />

und Welterschließung in den Gesprächen auf den organisationalen<br />

Prozess der Sinnstiftung und Bedeutungsbildung hin.<br />

Fallerzählung 1: Entwicklung organisationsgebundener <strong>Professionalität</strong>: Die<br />

Spannung zwischen Anschlussfähigkeit und Abschlussfähigkeit von<br />

Kompetenzen<br />

In der Fallerzählung entsteht eine besondere Dichte des Sinns dadurch, dass<br />

Perspektiven und Handlungsbezüge sich wechselseitig relationieren und der<br />

im Gesprächsverlauf zum Ausdruck gebrachte Sinn sich in späteren Sequenzen<br />

spiegelt. Um die Spiegelung von Anerkennungshandlungen geht es in<br />

folgenden Sequenzen aus der Fallerzählung:<br />

E: Es tritt Stille ein und nach vier Sekunden fügt die Fortbildungsleiterin an (fl 1367):<br />

„Aber ich hab’s nicht so mit Unternehmen, weißte.“<br />

E: Die LB spürt, dass sie die FL dazu gebracht hat, sich vor ihr zu bekennen. Es ist eine<br />

Spannung spürbar und sie gewinnt jetzt den Eindruck, dass sie vielleicht doch zu weit gegangen<br />

ist (lb 1368): „Ich wollt dir das überhaupt nicht aufschwätzen“, sagt sie. Jetzt lachen<br />

die FL und die LB, und lachend erklärt sich die LB (lb 1374): „Ich fand das nur so<br />

faszinierend, dass du da eingestiegen bist mit dieser Fragestellung hier [zweigleisig im<br />

SOL-Prozess zu lernen], ja, gut jetzt ist es auch nicht so weit [dass das Selbstlernzentrum<br />

Online-Lernarrangements für Unternehmen entwickelt], aber es ging mehr da drum, was<br />

hier passiert ist und was das bedeuten würde, nicht?“<br />

K: Die LB interpretiert sich selbst – sie hat den Fokus auf die Antizipation eines möglichen<br />

Anschlusses gelegt, weil es sie interessiert hat. Etwa eine Zeitstunde dauert der Dialog. Er<br />

entfaltet die Choreografie zweier Narrationen – diejenige der FL und diejenige der LB. Die<br />

LB hat ihre Narration in dem Moment realisiert, als ihr Gegenüber ihre Handlungsressourcen<br />

als professionelles Handlungsvermögen anerkennt. Die FL erreicht bei ihrem Gegenüber,<br />

dass sie die Sphäre des „eigenen Berufs“ zur Kenntnis nimmt.<br />

Die Dynamik erzählt davon, dass Fortbildungsleiterin und Lernbegleiterin<br />

das Risiko der Selbstartikulation eingehen und sich darin insofern selbst<br />

überholen, als sie den phänomenal erlebt-gelebten Sinnzusammenhang von<br />

„innen“ nach „außen“ bringen und ihm damit eine Bedeutung von etwas geben.<br />

Die Übersetzung von „innen“ nach „außen“ bezeichnet Stojanov als Tätigkeit<br />

der Symbolisierung. Nach etwa einer Zeitstunde ist die Differenz der<br />

Wirklichkeitswahrnehmungshorizonte deutlich hervorgetreten, und damit<br />

wird erkennbar, dass beide Gesprächspartnerinnen um die wechselseitige Anerkennung<br />

ihrer Perspektiven „ringen“. Die Fortbildungsleiterin ringt sowohl<br />

in der Startphase des SOL-Prozesses bei der Einführung des E-Learnings als<br />

auch im Gespräch um ihre autonome Definition des Organisationskontextes.<br />

Die Lernbegleiterin fokussiert auf die übergeordnete Bedeutung, die das<br />

SOL-Projekt im Forschungs- und Entwicklungsprogramm oder für das Leis-<br />

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