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Organisationsgebundene pädagogische Professionalität - Budrich

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Theoretisches Konstrukt<br />

dass Lernende Lernziele und Lernwege selbst bestimmen. Dewe konstatiert:<br />

Zeitgemäß ist ein „partizipatorisch-demokratisch“ korrigiertes Professionsverständnis<br />

(Dewe 1999:125; vgl. III 1.5).<br />

Für eine solche „Verschiebung“ der Semantik in der Selbstbeschreibung<br />

professioneller Arbeit ist die Theorie des Lernkontextes weiterführend, weil<br />

sie den Fokus von der Person und dem Status der Professionellen weg hin zur<br />

Konstitution der Möglichkeiten ihres Handelns in einem relationalen Handlungsnetz<br />

richtet. Insbesondere in der Erwachsenen-/Weiterbildung haben<br />

Lernstrukturen den fluiden Charakter von Angeboten oder singulärer, stets<br />

neu zu erzeugender Konfigurationen. Daraus resultiert die Sensibilität für den<br />

Konstitutionsprozess lernförderlich strukturierter Handlungskontexte. Bevor<br />

„Lehrende“ überhaupt in die Lage kommen, ihr Angebot zur Deutung der<br />

Wirklichkeit zu unterbreiten, muss der jeweilige Bedeutungszusammenhang<br />

des Lernens durch ein selbstorganisiertes Lernarrangement und durch die<br />

Teilhabe Lernender etabliert sein. (Selbst-)Lernkompetenz bedeutet, dass<br />

Lernende diverse soziale Praktiken des Lernens (Lernformen/Formate) 113<br />

mitvollzogen haben, darüber reflexiv verfügen und eigene Lernkonzepte einaktieren.<br />

Das der Tradition verhaftete Konzept „autoritativer Sinnstiftung“<br />

wird insofern überschritten, als in der Theorie des Lernkontextes Sinnstiftung<br />

als ein kollektives Gut meist impliziter sozialer Aushandlungen sowie als Resultat<br />

einer Ko-Produktion erkennbar wird.<br />

Das Konzept organisationsgebundener <strong>Professionalität</strong> kann an das theoretische<br />

Konstrukt der Institutionalform <strong>pädagogische</strong>r Organisation anschließen,<br />

denn im Rückgriff auf Giddens’ Theorie der Strukturation wird es<br />

möglich, das sozialtheoretische Denken über <strong>Professionalität</strong> aus der Dichotomie<br />

von Struktur und Handlung herauszuführen. Theoriestrategisch führt<br />

Giddens’ Theorem der Dualität von Struktur zu einer Organisationsbeschreibung,<br />

die die organisationsbezogene Perspektive nicht gegen ein subjektbezogenes<br />

<strong>Professionalität</strong>sverständnis ausspielt, sondern in eine fruchtbare<br />

Dualität verwandelt. Doch bevor in II 7 <strong>Professionalität</strong> strukturationstheoretisch<br />

beschrieben wird, sollen zunächst organisationswissenschaftliche<br />

Konzepte für eine kategoriale Bestimmung des Begriffs ‚Organisation’ aufgegriffen<br />

werden, denn das erziehungswissenschaftliche Denken über Organisation<br />

ist gerade erst dabei, sich vom räumlich gefassten Container-Denken<br />

zu lösen, bei dem die Organisation als eine dem <strong>pädagogische</strong>n Handeln äußerliche<br />

Welt erscheint. In einem ersten Schritt wird zur Kontrastierung des<br />

113 Die diversen Formate werden durch Bezeichungen markiert: Kurs, Training, Worskop,<br />

Lernprojekt, ‚Herausforderungen des organisationalen Wandels’ usw. Auch die<br />

unterschiedlichen Bezeichnungen der Weiterbildner/-innen sind symbolische Markierungen<br />

der Lernkontexte: Trainerin, Lernbegleiter, Referentin, Dozent, Teamerin, Berater, Facilitator,<br />

Meisterin, Tutor, Online-Tutorin; Personalentwicklerin, Wissensarbeiter, Moderatorin,<br />

Mentor, Supervisorin usw.<br />

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