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Organisationsgebundene pädagogische Professionalität - Budrich

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Fallstudie<br />

mir aus auch die Putzfrau bei Siemens werden oder andern Leuten den Keller<br />

aufräumen, das mir dann egal. Und deswegen glaub ich, ist das für mich eine<br />

Herangehensweise.“<br />

E: Die LB spiegelt die FL (lb 1278): „Also im Grunde genommen kannst<br />

du fast nur selbstbestimmt lernen, würd ich sagen, das ist noch was anderes<br />

wie selbstorganisiert, selbstbestimmt. Du bestimmst.“ Die FL präzisiert die<br />

Aussage (fl 1283): „Nein [so trifft das nicht zu], bei einigen Sachen kann<br />

ich’s ja gar nicht abschätzen. Aber was schon stimmt ist, ich muss mich dafür<br />

entschieden haben. Und des stimmt, dann will ich manchmal wissen.“ Die<br />

LB nimmt zur Kenntnis (lb 1282): „Genau, du triffst eine Entscheidung.“<br />

K: Die FL hat ihre Teilhabe an der Entwicklungsaufgabe, E-Learning in<br />

die Fortbildungen des IT-Zentrums einzuführen, als eine Entscheidung interpretiert,<br />

die sie über ihre berufliche Tätigkeit und ihren Werdegang trifft.<br />

Diese Entscheidung trifft sie selbst – nicht das IT-Zentrum. Wenn eine Weiterbildungseinrichtung<br />

zusammen mit dem Wandel des Leistungsprofils die<br />

Praktiken des Lehrens und Lernens verändert, hat das Konsequenzen für das<br />

Profil der ausgeübten <strong>pädagogische</strong>n Tätigkeiten. „Willst du Online-Tutorin<br />

werden?“ Diese Frage ist im SOL-Prozess nicht explizit gestellt worden. Die<br />

Dimension der Berufslaufbahnentwicklung blieb latent, obwohl sie die relationalen<br />

Beziehungen der Akteurinnen und Akteure doch mitkonstituiert hat.<br />

Darüber, dass die Dimension der Berufslaufbahnentwicklung latent bleiben<br />

soll, wurde allerdings weder in der Steuerungsgruppe noch im Lernbegleitungs-Team<br />

bewusst entschieden. Management und Lernbegleitung haben die<br />

Einführung des neuen Wissens um das webbasierte Lernen und Lehren als<br />

einen ergebnisoffenen Lernprozess gerahmt und den Wissenserwerb von der<br />

individuellen Berufsentscheidung entkoppelt. Man erwartete möglicherweise,<br />

dass das Wissen so besser angenommen werden kann und dass damit eine<br />

Veränderung des Arbeitskontextes möglich wird, der dann die Berufsentscheidung<br />

nahe legt, sich zur Online-Tutorin zu qualifizieren. 220 Doch für die<br />

FL stellt sich das SOL-Projekt von Anfang an als eine Entscheidung dar und<br />

sie löste ihr Dilemma dadurch, dass sie individuell an einer Online-<br />

Qualifizierung teilnahm. Auf diese Weise wurde sie wissend und behielt die<br />

Kontrolle über ihre Berufsentscheidung.<br />

Das gesellschaftlich hergestellte Konstrukt des eigenen Berufs fungiert<br />

hier als Sicherungsnetz gegen die Zumutung, sich über die Maße an Erwartungen<br />

des Umfelds anzupassen. Das gesellschaftlich legitime Bedeutungskonstrukt<br />

des Berufs ermöglicht es, die eigene Laufbahnentwicklung als einen<br />

kohärenten Zusammenhang zwischen Vergangenheit – Gegenwart –<br />

Zukunft zu verstehen und zu entscheiden. In dieser Begebenheit zeigt sich am<br />

Fall, was begrifflich in der Metapher von der ‚Beruflichkeit als regulatives<br />

220 Drei weitere Fortbildungsleiterinnen haben das übrigens gemacht. Das IT-Zentrum hat<br />

außerdem Fachkräfte für E-Learning-Projekte neu eingestellt.<br />

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