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Organisationsgebundene pädagogische Professionalität - Budrich

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Theoretisches Konstrukt<br />

auf dem interpretativen Akt des sinnhaften Handelns – dem Sensemaking und<br />

dem rekursiven Akt der Bedeutungsbildung (Struktur) –, der in einem zirkulären<br />

Prozess bedeutungsstrukturiertes Handeln orientiert, so löst sich der<br />

Handlungsbegriff vom engeren Verständnis des körperlichen Verhaltens genau<br />

so, wie sich in der Theorie sozialer Systeme der Kommunikationsbegriff<br />

von der Vorstellung eines Gesprächs oder einer sprachlichen Mitteilung gelöst<br />

hat. Beide sozialtheoretischen Metaphern rekurrieren letztendlich auf soziale<br />

Ordnungen des Sinns.<br />

Das hier vorgeschlagene Konzept, Organisation als Konstitutionszusammenhang<br />

von <strong>Professionalität</strong> zu deuten, wird durch Schäffters Theorie des<br />

Lernkontextes konkretisiert, die die Koordination von Lernen und Lernunterstützung<br />

ausgehend von einem systemischen Verständnis der Handlungskoordination<br />

beschreibt.<br />

3.4 Der Lernkontext<br />

Das systemische Modell der Handlungskoordination ist eine Alternative zur<br />

Beschreibung der Professionellen-Klienten-Interaktion im dyadischen Modell<br />

des strukturtheoretischen Konzepts professionalisierten Handelns bei Oevermann<br />

(vgl. II 2.1). In der feldtheoretischen Betrachtung der Institutionalform<br />

hatte ich bereits darauf hingewiesen, dass die Verknüpfung des Innenraums<br />

eines <strong>pädagogische</strong>n Feldes mit dem ihn umgebenden sozialen Raum über<br />

die Schnittstelle des Lernkontextes organisiert wird. Die Theorie des Lernkontextes<br />

macht auf eine weitere Schnittstelle aufmerksam, die in die Verantwortung<br />

der Lernenden gestellt ist: den Kontextwechsel zwischen dem<br />

alltagsgebundenen und dem funktional-didaktisiertem Lernen zu steuern. Die<br />

Perspektive des Kontextwechsels überschreitet nämlich den singulären Lernkontext<br />

und stellt das Lernen in den Kontext von Bildungsprozessen über die<br />

Lebensspanne (Ahlheit und Dausien 2002:565).<br />

Dabei geht es nicht um situative Lernakte isolierter Individuen, sondern um Lernen als<br />

(Trans-)Formation von Erfahrungen, Wissen und Handlungsstrukturen im lebensgeschichtlichen<br />

und lebensweltlichen (‚lifewide’) Zusammenhang [...] Wir sprechen deshalb auch<br />

von „biographischem Lernen“ und meinen weniger einen empirisch scharf abgrenzbaren<br />

Gegenstand – etwa Lernprozesse, die an bestimmte Formen, Orte oder Zeiten gebunden<br />

sind – als vielmehr eine theoretische Perspektive auf Bildungsprozesse, die im Sinne eines<br />

phänomenologischen Lernbegriffs [...] an der lebensgeschichtlichen Perspektive der Lernenden<br />

ansetzt (Ahlheit und Dausien 2002:575).<br />

In Schäffters Theorie des Lernkontextes ist Lehre ein relationaler Begriff.<br />

Lehren ist keine individuelle Tätigkeit, sondern ein relationaler Begriff, der sich als ein<br />

voraussetzungsvolles Zusammenspiel zwischen Lehrhandeln, dem Aneignungsverhalten<br />

und den sozial-ökologischen Bedingungen der Lernorganisation als systemische Konstellation<br />

ausarbeiten lässt (Schäffter 2000a:81).<br />

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