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Organisationsgebundene pädagogische Professionalität - Budrich

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Fallstudie<br />

nanzfähig ist? Welche Methodologie bietet zusätzlich den nötigen Spielraum<br />

für die methodische Umsetzung in einem gegebenen Praxiszusammenhang,<br />

in dem die performative Konstitution der Texte/Zeichen über eine Zeitdauer<br />

von vier Jahren stattgefunden hat und die es retrospektiv und methodisch begründet<br />

zu interpretieren gilt?<br />

Eine Antwort auf diese Frage bietet die von Czarniawska für die empirische<br />

Organisationsforschung entwickelte narrative Methodologie. Der von<br />

ihr konzipierte ‚narrative Institutionalismus’ orientiert sich an einem dynamischen<br />

und prozessorientierten Konzept der sozial-räumlichen Institutionalisierung<br />

in organisationalen bzw. institutionellen Handlungsnetzen. Gesellschaftliche<br />

Institutionen sind aus Sicht von Czarniawska keine feststehenden,<br />

sedimentierten Sinnzusammenhänge. Stattdessen ist es aus ihrer Sicht wirklichkeitsgemäßer,<br />

auf einer kategorialen Ebene von einem permanenten Prozess<br />

der Re-Institutionalisierung auszugehen. Der von ihr entwickelte Ansatz<br />

narrativer Organisationsforschung bietet einen Zugang zur Prozesslogik der<br />

Institutionalisierung.<br />

Für ihre kulturwissenschaftlich inspirierte narrative Organisationsforschung<br />

verbindet Czarniawska die Perspektiven des empirischen Konstruktivismus<br />

(vgl. Knorr-Cetina 1989) mit der Perspektive der Literaturtheorie<br />

(Czarniawska-Joerges 2000). Czarniawska unterscheidet zwei methodologischen<br />

Perspektiven Interpretativer Organisationsforschung. Die hermeneutische<br />

Methodologie des Verstehens versucht, die Bedeutung hinter den symbolischen<br />

Handlungen/Texten an die Oberfläche zu bringen, also die<br />

tieferliegende Struktur von Sozialität zu erschließen. Im Unterschied dazu<br />

versucht die Methodologie der konstruktivistischen Interpretation zu zeigen,<br />

wie Bedeutungen in Organisationen produziert werden (Czarniawska-Joerges<br />

2000:380). Das empirische Programm des Konstruktivismus wendet sich den<br />

sozialen Praxen zu und versucht, „die jeweils involvierten Konstruktionsprozesse,<br />

die eigentliche Konstruktionsmaschinerie, zum Gegenstand der Analyse<br />

zu machen“ (Knorr-Cetina 1989:91). Von einer konstruktivistisch verstandenen<br />

Interpretativen Sozial- und Organisationsforschung aus schlägt<br />

Czarniawska den Bogen zu einer narrativen Lesart des Institutionalismus.<br />

Aus ihrer Sicht bietet der narrative Ansatz einen Ausweg aus dem Paradox<br />

des sozialkonstruktivistischen Institutionalismus, wie ihn Berger und Luckmann<br />

entwickelten.<br />

Auf der einen Seite impliziert bzw. verlangt die Konstruktion der Institutionen die Vorstellung<br />

von proaktiven menschlichen Akteuren, die sich selbst damit beschäftigen, die ‚Plots’<br />

ihrer Handlungen zu entwerfen, diese vollziehen und darstellen und es sich selbst zurechnen,<br />

was sie tun, und folglich Wirklichkeit produzieren, so wie sie diese verstehen. Auf der<br />

anderen Seite behauptet der Begriff der Institution einen Vorgang der Sedimentierung, einen<br />

passiven Prozeß, der von keinem gesteuert wird, sondern nur geschieht. [...] Wird nicht<br />

ein volleres und reicheres Bild des Wissens und der sozialen Wirklichkeit dadurch geschaffen,<br />

daß man den Zusammenhang von Plots und Intentionen, der unintendierten aber<br />

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