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Organisationsgebundene pädagogische Professionalität - Budrich

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Fallstudie<br />

(2) Signifikatorische Praktiken und translatorisches Handeln<br />

K: Lernen am Modell ist ein komplexes Lernen, wenn man in Rechnung<br />

stellt, dass das, was im Kontaktgeschehen mit dem Modell verstanden wurde,<br />

in einen anderen Kontext übersetzt werden soll. Dies wird auch als Translation<br />

bzw. translatorisches Handeln bezeichnet. Das unmittelbare Kontaktgeschehen<br />

mit dem Modell in einem Lernkontext 1 ist Ausgangspunkt des Lernens.<br />

Das Kontaktgeschehen wird reflexiv als Erfahrung verarbeitet und kann<br />

in einen Handlungskontext 2 ‚übersetzt’ werden. Im Vollzug des Übersetzens<br />

erhält der spezifische Sinnzusammenhang des Modells im Kontext 2 jenseits<br />

(trans) desjenigen Kontextes 1, in dem er einst situiert war oder noch ist, eine<br />

spezifische, neue und andere Bedeutung. Im besten Fall kommt es zu einer<br />

kreativen Fortsetzung oder Neu-Konstitution. 211<br />

211 In den Auswertungsgesprächen wird erkenntlich, dass das Modell des selbstorganisierten<br />

Lernens und die Rolle der Lernbegleitung im Sinne eines komplexen symbolischen Sinnzusammenhangs,<br />

eines aktiven interpretatorischen Wissens und als Handlungsgrammatik<br />

erschlossen werden.<br />

Die Leiterin des Selbstlernzentrum-IT spricht darüber (fl 11/36/1150): „Nee, nee, ich meine<br />

das schon mit vorbildhaft, weil du hast ja natürlich auch, dadurch, dass du es auch immer<br />

mal wieder thematisiert hast, deine Rolle, hast du ja uns schon auch vorgeführt, wie kann<br />

Lernbegleitung sein, ich erinner mich an eine Situation, wo wir dir gesacht haben: ‚Hier<br />

jetzt tritt mal zurück, du mischst dich zu sehr ein.‘ Und des fand ich interessant, weil, jetz<br />

so in der Erinnerung, denke ich, dass wir da so einen Begriff von Lernbegleitung (.) m-<br />

hatten also an dem Punkt, weil, sonst hätten wir das gar nicht sagen können. Ja? So, das<br />

heißt, wir haben erwartet, von dir als Lernbegleiterin, wir ham erwartet, dass du wenig<br />

steuerst, nä? Glaube ich, ab nem bestimmten Punkt. Das war am Anfang vermutlich ganz<br />

anders. Ja/also ich würde mal vermuten, dass es am Anfang eher so war, dass wir auch mit<br />

unseren üblichen Erfahrungen in so ein Seminar oder Workshop kommen und sagen ‚So,<br />

mal gucken, was uns hier geboten wird, wir warten mal ab‘, nä? Also das wäre ja sonormales<br />

Seminarverhalten. Und ich vermute mal- also das muss sich ja geändert haben,<br />

sonst hätten wir an diesem Punkt, ich weiß nich, wann das war, vor nem Jahr, vor nem<br />

halben Jahr, sonst hätten wir da nicht gesagt: ‚Hör mal, jetzt tritt mal n Schritt zurück, das<br />

machen wir alleine.‘“<br />

Ein Fortbildungsleiter hebt die Bedeutung der Lernmethoden hervor (fl 5/35/1077): „Also<br />

und ich habe die Lernbegleitung vor allen Dingen darin jesehn, dass wir dieses<br />

selbstorganisierte Lernen ja auch lernen sollen, und demzufolge sind ja Methoden wichtig,<br />

ne? (…) Also mich hat fasziniert die Sachen mit der Reflexion, diese ganzen<br />

Herangehensweisen. Weil das hätte ich intuitiv- oder habe das schon x mal so jemacht an<br />

verschiedenen Stellen, und dachte: ‚Donnerwetter. Das ist also ne richtige<br />

Herangehensweise, ((klopft)) wo sich Leute lange damit beschäftigt haben, dass das eine<br />

Methode ist (.) (um) zu reflektieren und ((lachend:)) dicke Bücher darüber\ geschrieben<br />

haben und so was, det machs=du doch schon immer so, ne? Un da muss es also noch mehr<br />

geben, wie dieses Lerntagebuch, als wir das eingeführt haben \((klopft:)) und so. Da muss<br />

doch noch mehr geben, muss noch andre Sachen geben‘.“<br />

Kompetenzen werden erst durch die Translation einer Methode erworben, wenn eine FL in<br />

ihrem Feld kommunikativ einen entsprechenden Sinnkontext erzeugt, die Methode einsetzt,<br />

sich und die Teilnehmer beobachtet, reflektiert und ihre Handlungsweise verändert.<br />

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