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Organisationsgebundene pädagogische Professionalität - Budrich

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Fallstudie<br />

Chance im Prozess der Kompetenzentwicklung. 210 Die Selbstanwendung des<br />

E-Learnings in der Form eines kooperativen Lernprozesses bot aber zusätzlich<br />

weitere Möglichkeiten für eine reflexive <strong>Professionalität</strong>sentwicklung,<br />

die in der Auswertung nicht produktiv gemacht wurden. Die vorhandene<br />

Möglichkeit wurde nicht genutzt, weil die Stärkung des spontanen Selbstorganisationsprozesses<br />

im Gesamtteam vorrangig war. Der Reflexionsprozess<br />

war also zu kurz und blieb dadurch vordergründig. Neue Erfahrungen erzwingen<br />

Schlussfolgerungen und das Online-Coaching war wirklich eine<br />

neue Erfahrung. Doch Schlussfolgerungen können Kurzschlüsse sein, wenn<br />

nicht ausreichend reflektiert wird. Reflektieren erfordert es, die spontanen<br />

Bewertungen zugunsten eines nachträglichen Erkundungsprozesses zu sus-<br />

210 Vom reframing und seiner Bedeutung erzählt folgende Passage eines Auswertungsgesprächs<br />

(fl 2/43): „-Damit [mit dem Projektantrag] war schon alles klar. Also wir konnten<br />

das nicht mehr entscheiden, ob wir das wollten oder nicht, sondern das war schon<br />

festgelegt, dass es dieses SOL-Projekt gab und dass es (.) verhältnismäßig (.) lange Zweifel<br />

gab überhaupt, was das ist, und wofür das eigentlich gut sein soll. (.) So. Und dass wir dann<br />

(.) versucht haben, das ja in so’ne Handlung umzumünzen. Also eben in was Praktisches.<br />

Was (.) brauchen wir, wenn sich (.) Lehr- und Lern(.)methoden verändern im Laufe der<br />

näheren Zukunft auch. Dann müssen wir selber (.) als (.) Fortbildungsleiterinnen und<br />

Dozentinnen da ran. So. Und dann haben wir dieses E-Learning-Projekt (.) im Selbstversuch<br />

sozusagen ausprobiert. ((lacht)) Das (.) war ja – was (.) mehr oder weniger<br />

gescheitert ist, weil wir uns, glaub ich, damit überfordert haben. Also wir wollten E-<br />

Learning-Module entwickeln, gleichzeitig ‘ne E-Learning-Plattform ausprobieren und das<br />

alles noch evaluieren und- und beurteilen, um das dann im Unterricht einzusetzen. Und<br />

dieser Druck, gleichzeitig (.) das (mit) anzugucken, weil wir’s- (.) weil wir’s für unseren<br />

Unterricht oder für unsre Fortbildungen brauchen, plus es selber (.) zum allerersten Mal zu<br />

machen, war einfach- (.) es scheiterte daran. Also war- (.) das- ne? Das waren so praktische<br />

Sachen, dass wir uns zu bestimmten Zeiten verabredet hatten, hier im Haus, dass wir an<br />

dieser Plattform arbeiten und mit dieser Plattform arbeiten und (.) dass zwischendurch<br />

Kolleginnen anriefen und sagten: ‚Wie geht’s denn jetzt?‘ (.) Was also das Thema E-<br />

Learning sozusagen scheitern ließ. So, und dann hatten wir ziemlich lange mit dieser<br />

Frustgeschichte zu tun, dass das gescheitert ist, dass wir das nicht hingekriegt haben. Und<br />

an diese Sitzung [im Gesamtteam auf einem zweitägigen Workshop] kann ich mich auch<br />

noch gut erinnern, dass das- ein ziemlich langer Prozess war, von morgens neun bis abends<br />

sechzehn Uhr, bis, glaube ich, viele der Kolleginnen begriffen hatten, dass dieses Scheitern<br />

so wichtig war fürs Lernen. (.) So. Und ich glaube, das ist einer- (.) der Punkte, die jetzt<br />

\((nachdrücklich:)) die jetzt immerzu durchschlagen. Also wenn ich SLZ-<br />

Infoveranstaltungen angucke oder Lernberatung mit unseren Kolleginnen- mit den<br />

einzelnen Frauen, die in die Lernberatung kommen, dann geht es immer um dieses<br />

[Thema], was nicht zu schaffen, Fehler zu machen und daraus zu lernen und Konsequenzen<br />

zu ziehen, um weiterzumachen und was Positives daraus zu entwickeln. (1) Das war was<br />

ganz Entscheidendes, dieses- Scheitern mit dieser Plattform oder mit diesem Arbeiten.“<br />

Hier führt die spätere Erfahrung in der Lernberatung zu einer nachträglichen Konstitution<br />

der Bedeutung des Scheiterns. Das Scheitern markiert die Differenz zwischen<br />

Qualifizierung (ein vorgegebenes Ziel erreichen und es richtig machen) und<br />

Kompetenzentwicklung (in einem unbestimmten Möglichkeitsraum Ziele über<br />

entdeckendes Lernen bestimmen.<br />

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