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Organisationsgebundene pädagogische Professionalität - Budrich

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Fallstudie<br />

wenn sie keine Rückmeldung erhält (gf 734): „Das nervt mich. Ich – ich<br />

kann’s ja nich aus‘m Kopf tun, ich muss ja immer hinterhergehen. Und das<br />

ist eine Mail, zu sagen: ‚Habe den Bericht noch nicht fertig.‘“ Die LB interpretiert<br />

das Anliegen der GF (gf 736): „Ja, dann [wenn die Kollegen selbstaktiv<br />

die GF informierten] hättest du eine andere Organisation, auf die du dich<br />

innerlich mehr verlassen kannst.“<br />

E: Die GF erzählt von einer weiteren Begebenheit (gf 763): „Also es gibt<br />

ein Meeting mit einer Organisation, die auch an einer geförderten Projektepartnerschaft<br />

beteiligt ist. Ich werde informiert darüber und sage: ‚Lasst mich<br />

das Ergebnis wissen.‘ Vierzehn Tage später fällt mir ein, ich habe überhaupt<br />

nichts gehört. Da schreibe ich eine Mail [und erfahre dann] ‚Ach ja, es gibt<br />

ein Protokoll.‘“ Es entsteht eine kurze Pause und die GF fährt fort: „So. Gut.<br />

Und dann muss ich mir noch überlegen, will ich jetzt immer ellenlange Protokolle<br />

lesen oder möcht ich eine kurze Information, weil ich die einfach<br />

brauche, weil ich in zwei Wochen wieder mit den Leuten zu tun habe und es<br />

geht nicht, dass ich da nicht informiert bin, ne? Also es ist jetzt alles nicht<br />

hochdramatisch, aber das sind so’n paar Sachen, die natürlich auch einhergehen<br />

mit neuen Strukturen.“<br />

E: Die GF arbeitet intern mit vielen Kolleginnen und Kollegen bei der<br />

Steuerung, Evaluation und der administrativen Abwicklung der geförderten<br />

Projekte zusammen. Sie verantwortet das Gesamtergebnis und hat sich entschieden,<br />

weitere Arbeitsaufgaben des Projektmanagements zu delegieren.<br />

Delegation erlebt sie hier ambivalent, da sie darauf angewiesen ist, dass Kollegen<br />

und Kolleginnen ihr Rückmeldung geben und sie informieren. Die GF<br />

betrachtet die Zusammenarbeit in den neuen Strukturen auch aus der Perspektive<br />

der Kollegen und Kolleginnen. Bei ihnen steht natürlich erst einmal<br />

die Aufgabe im Vordergrund, nicht das Informieren der GF. Dafür hat sie<br />

Verständnis, denn in Stresssituationen hat auch für sie die Aufgabe Priorität –<br />

nicht das Informieren. Schon im Gespräch mit der LB zieht sie Schlussfolgerungen<br />

(gf 719): „Ich überlege, ich muss dringend mit einigen Kolleginnen<br />

reden.“ (gf 742): „Wir haben Team-Tage […], und das werde ich mit dieser<br />

Begründung auch sagen, ich weiß leider nicht immer, was es bedeutet, wenn<br />

ich keine Rückmeldung habe.“ (gf 769): „Da muss ich noch einmal nachlegen.<br />

Das ist ein SOL-Thema, keine Frage.“<br />

E: SOL steht für selbstorganisiertes Lernen. Was ist ein SOL-Thema?<br />

Geht es hier um Lernen? Oder geht es darum, den delegierten Arbeitsauftrag<br />

zu präzisieren? Zuerst hat die LB die Deutung angeboten, dass Fragen der<br />

Kooperation und des Umgangs mit Informationen ein SOL-Thema seien<br />

(lb 748): „Das sind für mich übrigens auch alles SOL-Themen“, sagt sie. Die<br />

GF stimmt zu und greift später diese Deutung auf. Sie wird ihre Anliegen am<br />

kommenden Team-Tag mit dem Ziel einbringen, das kooperative Arbeitshandeln<br />

der Kollegen und Kolleginnen zu verändern.<br />

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