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Organisationsgebundene pädagogische Professionalität - Budrich

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Forschungsprofil<br />

tische Denken (Lenzen 1992, 1996) sowie die sozialwissenschaftlichen Zeitdiagnosen<br />

im ausgehenden 21. Jahrhundert auf. Insbesondere die Theorie der<br />

reflexiven Modernisierung (Beck, Giddens und Lash 1996) mit ihrem zentralen<br />

Argument – einer die Modernisierung radikalisierenden Rückwirkung der<br />

einfachen (oder ersten) Modernisierung auf die Bedingungen der Möglichkeit<br />

von Bildung und Erziehung und auf die unbeabsichtigten Nebenwirkungen –<br />

wird rezipiert und für eine erneute Selbstvergewisserung der Disziplin und<br />

ihrer Teildisziplinen gewendet (z. B. Brödel 1997; J. Kade 1994; Krüger<br />

1994; Wittpoth 2001). 26 Bei der Klärung des zeitgemäßen Selbstverständnisses<br />

der Erziehungswissenschaft wird infolge des gesellschaftlichen Diskurses<br />

zur reflexiven Modernisierung das sie kennzeichnende Selbstverständnis als<br />

berufsfeldbezogene Handlungswissenschaft infrage gestellt. Die Veralltäglichung<br />

und die Entgrenzung des Pädagogischen führen zu der Einsicht, dass<br />

Bildung als Aneignung von Wissen über Welt innerhalb und außerhalb der<br />

Bildungsinstitutionen stattfindet. Der analytische Blick soll von seiner Fixierung<br />

auf Schule gelöst werden und sich anderen organisierten bzw. informellen<br />

Kontexten zuwenden (J. Kade 1994:159; Krüger 1994:122). Die Theorie<br />

und Zeitdiagnose der reflexiven Modernisierung soll als Brückenkonzept<br />

zwischen Empirie und theoriegenerierender Reflexion fungieren (Krüger<br />

1994:123, 1999:245).<br />

Mit Lenzen 27 teile ich die Auffassung, dass eine kritisch und interdisziplinär orientierte<br />

Erziehungswissenschaft sich gegenwärtig nur noch als reflexiver Wissenstypus begründen<br />

lässt. Angesichts der Dissemination des <strong>pädagogische</strong>n Wissens in den Alltag und in den<br />

Horizont biographischer Selbstkonzepte muß sich die Erziehungswissenschaft der Differenz<br />

ihrer Handlungskontexte und Wissenssysteme bewußt werden und sich auf die empirische<br />

bzw. historische Erforschung stattgehabter Erziehung und den mit ihr korrespondierenden<br />

Wissenselementen sowie auf die Fragen der bildungstheoretischen Reflexion<br />

beschränken und sich von dem im Verlauf der <strong>pädagogische</strong>n Theoriegeschichte ständig<br />

aufs neue formulierten Anspruch, direkt umsetzbare Orientierungshilfen für die <strong>pädagogische</strong><br />

Praxis zu liefern, verabschieden (Krüger 1999:245).<br />

26 Wittpoth beobachtet, dass die erziehungswissenschaftliche Rezeption von Zeitdiagnosen<br />

selektiv ist, und regt an, den Umgang der Erwachsenenpädagogik mit Zeitdiagnosen zu<br />

reflektieren, die er „nur“ als „Quelle der Inspiration“ und als „Deutungs-Angebote“ zur<br />

Interpretation der Befunde erziehungswissenschaftlicher Forschung verstanden haben<br />

möchte (Wittpoth 2001:176). Im Unterschied dazu deutet Krüger die sozialwissenschaftlichen<br />

Zeitdiagnosen als ein Theorieangebot, das eine Brückenfunktion einnehmen<br />

sollte, um die empirische Forschung in den unterschiedlichsten Teildisziplinen der<br />

Erziehungswissenschaft jenseits einer sich als schulbezogen verstehenden allgemeinen<br />

Erziehungswissenschaft in einen Zusammenhang zu stellen (Krüger 1994, 1999).<br />

27 Lenzen hatte mit ähnlichen Argumenten den Bruch der Erziehungswissenschaft mit ihrem<br />

Selbstverständnis als Handlungswissenschaft gefordert (Lenzen 1992:76).<br />

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