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Organisationsgebundene pädagogische Professionalität - Budrich

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Fallstudie<br />

machtvollen Wandel produzieren kann, besonders gewichtet und betont? (Czarniawska<br />

1997:192; Übersetzung H. S.)<br />

Czarniawska übernimmt hier die Wahrnehmungsperspektive der Ethnomethodologie,<br />

nämlich dass Akteure, Akteurinnen die Wirklichkeit der Situationen<br />

erzeugen, in der sie sich selbst und ihre Handlungen vorfinden. Sie verbindet<br />

diese Wahrnehmungsperspektive mit dem kulturtheoretisch fundierten<br />

Konzept einer symbolischen Wissens- und Bedeutungsordnung, die textuelle<br />

Strategien (Plots, Plotmuster, Genres, kommunikative Gattungen) vorhält –<br />

also narrativ strukturiert ist. Diese narrative Perspektive verlangt danach, das<br />

Vokabular des Institutionalismus narrativ zu re-formulieren (Czarniawska<br />

1997:193). Folgende theoriestrategischen Perspektiven bietet die narrative<br />

Lesart des Institutionalismus für die Interpretation des SOL-Projekts (Czarniawska<br />

1997:193f):<br />

Die Orte der Institutionalisierung sind action nets, d. h. Felder vernetzter<br />

Handlungen.<br />

Organisationen sind in soziale Felder und in symbolische Wissensordnungen<br />

(institutional thought world) eingebettet. Die Einbettung (embeddedness)<br />

ist konstituierend (Konstitutionsverhältnis).<br />

Akteure halten ihre Lebenswelt für selbstverständlich. Bestimmte Konstellationen<br />

(z. B. Interessenskonflikte) generieren Muster von Plots.<br />

Das symbolische Wissen ist narrativ strukturiert. Narrationen sind<br />

Schlüsselformen des Wissens von Akteuren.<br />

Die symbolische Ordnung des Wissens hält ein Repertoire an textuellen<br />

Strategien (Genre, Plots, Metaphern) bereit.<br />

Handlungen teilen mit Texten die Eigenschaft, Sinn und Bedeutung zu<br />

konstituieren. Die Bedeutungen der Handlungen können deshalb wie die<br />

Bedeutungen von Texten interpretiert werden.<br />

Ziele (von Organisationen, von Praxisprojekten, von Forschungsvorhaben)<br />

sind Anordnungen, die Geschichten organisieren.<br />

Czarniawskas methodologischer Rahmen verbindet die emergenten Gestalten<br />

sozialer Handlungsnetze mit größeren soziokulturellen bzw. institutionellen<br />

Ordnungen des Sinns, die sie als ein gesellschaftliches Repertoire textueller<br />

Strategien beschreibt. Literarische Formen finden auf diese Weise Eingang in<br />

eine sozialwissenschaftliche Rahmentheorie. Die textuellen Strategien fungieren<br />

als Orientierungsrahmen, d. h. sie orientieren das Handeln der Akteure,<br />

die eine bestimmte kommunikative Gattung (die Dienstbesprechung), ein<br />

Bildungs-Format (einen Workshop) oder ein Plotmuster (den Seminareinstieg)<br />

im Sinne eines Genres performativ in Kraft setzen. Handlungen bringen<br />

in solchen performances transindividuelle, übergeordnete kulturelle,<br />

mehr oder weniger konventionalisierte Sinnmuster zur Darstellung. Czarniawskas<br />

Ansatz narrativer Organisationsforschung zielt nicht darauf, eine<br />

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