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Organisationsgebundene pädagogische Professionalität - Budrich

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Theoretisches Konstrukt<br />

In jüngster Zeit wird ein Fachhochschulstudium für Erzieher, Erzieherinnen<br />

institutionalisiert. Auch im Gesundheitssystem gibt es diese Entwicklung:<br />

Hier wird die Leitprofession des Mediziners durch Pflege, Psychotherapie,<br />

Ergotherapie usw. differenziert. Insgesamt gesehen führt dies zu einer<br />

professionellen Pluralisierung in einem Funktionssystem, die die faktische<br />

und normativ gestützte Kontrolle nur einer Leitprofession auflöst. An dieser<br />

Stelle setzt nach Stichweh die notwendige Kooperation unter den Berufsgruppen<br />

ein, und die Organisation übernimmt eine Koordinierungsaufgabe.<br />

Entscheidungen über das relative Gewicht verschiedener Berufsgruppen fallen jetzt zunehmend<br />

innerhalb von Organisationen, die in diesem Funktionskomplex ihren Tätigkeitsschwerpunkt<br />

haben (Stichweh 2005:41).<br />

Organisation und eine in den Massenmedien kommunizierte Kritik führen<br />

nach Stichweh dazu, dass Evaluation, Qualitätsmanagement und Rechnungsprüfung<br />

eingeführt werden. Eine weitere gesellschaftliche Strukturveränderung<br />

– die Herausbildung einer wissensbasierten Ökonomie – führt dazu,<br />

dass das Wissen nicht mehr bei privilegierten Expertengruppen monopolisiert<br />

ist. Überall in der Gesellschaft, in Gruppen und Zusammenhängen der Zivilgesellschaft,<br />

in Kommunikationszusammenhängen der Wirtschaft und der<br />

Politik, wird Wissen generiert und angewendet, das nicht mehr dem Wissenschaftssystem<br />

entstammt, folglich dort auch dort nicht erzeugt wurde und<br />

verwaltet wird. Als Konsequenz verlieren die Professionen ihre Sonderstellung,<br />

das im Wissenschaftssystem produzierte und verwaltete Wissen exklusiv<br />

anzuwenden. Die Pluralisierung des Wissens und die Pluralisierung der<br />

Wissensproduktion werden für die Wissensgesellschaft charakteristisch. Jeder<br />

beruflichen Gruppe kann eine Kompetenz zugeschrieben werden, die auf<br />

dem Wissen basiert, das diese Gruppe verwaltet – auch wenn das Wissen ein<br />

praktisches Wissen ist. Diesen Prozess der Strukturveränderung bezeichnet<br />

Stichweh als „Diversifizierung von <strong>Professionalität</strong>“ (ebd.:40).<br />

Wissen und Organisation als zwei universell gewordene Ressourcen bzw. Mechanismen,<br />

die beide orthogonal zur funktionalen Differenzierung stehen, haben die Professionen gewissermaßen<br />

im Prozess ihrer Universalisierung ausgehöhlt (Stichweh 2005:42).<br />

Strukturbildung erfolgt nicht mehr durch die Sozialform der Profession, sondern<br />

durch die Sozialform der Organisation.<br />

1.3 <strong>Professionalität</strong>: Sozialform des Arbeitsvermögens<br />

Vor dem Hintergrund von Stichwehs Diagnose, derzufolge die Universalisierung<br />

des Wissens als Ressource und die Universalisierung der Organisation<br />

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