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Organisationsgebundene pädagogische Professionalität - Budrich

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Forschungsprofil<br />

Position des internen Beobachters das eigene Beteiligtsein als eine Ressource<br />

im Forschungsprozess: Forschen und Beraten sind zwei differente Funktionen,<br />

die im oben genannten Entwicklungsprojekt des IT-Zentrums verknüpft<br />

waren. Hintergrund des Projekts zur Mitarbeiterentwicklung ist der gesellschaftliche<br />

Struktur- und Funktionswandel von Weiterbildung (vgl. Fallstudie<br />

III 1). In Vorhaben reflexiver Praxisforschung werden das eigene Beteiligtsein<br />

im Sinnsystem der Praxis und die strukturelle Verstrickung in den „Gegenstand“<br />

der Erkenntnis oder die Einflussnahme als eine konstitutive Voraussetzung<br />

des Gelingens betrachtet. Aus dem Involviertsein resultiert<br />

unmittelbar und handlungsintegriert eine permanente Beobachtungsleistung<br />

der Beteiligten, die methodisch durch institutionalisierte Reflexionsschleifen,<br />

durch die chronologische Dokumentation des Prozesses und die Selbstbeschreibung<br />

der Praxis gesteigert wird. An diese höherstufige Form der Reflexion<br />

schließt die Produktion wissenschaftlichen (disziplinären) Wissens reflexiv<br />

(rückbezüglich) an (Schäffter 2001:42f; Schäffter 1992:12–19). Das<br />

praxisgebundene Wissen erfährt dadurch eine Wissenstransformation; es wird<br />

methodisch gestützt in die Sprachspiele des wissenschaftlichen Feldes übersetzt.<br />

Die Strukturdifferenz zwischen dem praxisgebundenen Wissen und<br />

dem disziplinären Wissen wird auch als ‚Doppelte Hermeneutik’ sozialwissenschaftlichen<br />

bzw. erziehungswissenschaftlichen Wissens bezeichnet: Da<br />

Praxis sich selbst interpretiert, ist die wissenschaftliche Beschreibung von<br />

Praxis eine Interpretation der Interpretationen des Praxisfeldes. Wissenschaft<br />

beobachtet ihren Forschungsgegenstand in Bezug auf Formen und Inhalte ihrer<br />

Selbstbeobachtung und Selbstbeschreibung auf der Ebene einer Beobachtung<br />

zweiter Ordnung. Im Prozess der Gegenstandskonstitution einer wissenschaftlichen<br />

Erkenntnistätigkeit wird das „Was“ der Erkenntnis begrifflich<br />

gefasst, und zwar zusammen mit dem „Wie“ der Erkenntnisproduktion.<br />

Der interne Beobachter, die interne Beobachterin reflexiver Praxisforschung<br />

geht davon aus, dass der Gegenstand der Forschung als Koordination<br />

der Relevanzen des Praxisfeldes und der Relevanzen des wissenschaftlichen<br />

Feldes gebildet wird und dass die Methodologie an die Sinnbildungsprozesse<br />

der Praxis anschlussfähig ist. Die Verknüpfung zwischen Praxis und Wissenschaft<br />

ist durch den Forschungskontext vorstrukturiert und muss im Forschungsprozess<br />

reflexiv als gedanklich-analytische Operationalisierung der<br />

Praxis geleistet werden. Mittels der zweiten und zusätzlichen Funktion ‚Beratung’<br />

wird reflexive Praxisforschung als ein kommunikatives Arrangement<br />

gestaltet. 9 Damit ist intendiert, dass der Gegenstand, der in der wissenschaftlichen<br />

Funktion (Forschung) beobachtet wird, einer Selbstveränderung unter-<br />

9 Wissenschaftliche Begleitung versucht mitunter, beide Funktionen zu erfüllen:<br />

Beratung/Fortbildung/Praxisentwicklung und wissenschaftliche Begleitung. In diesem Fall<br />

sind die Funktionen getrennt, wenngleich der Forschungstyp sie integriert.<br />

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