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Organisationsgebundene pädagogische Professionalität - Budrich

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Theoretisches Konstrukt<br />

Lehre ist eine Verantwortungsübernahme für den Verlauf und das Gelingen<br />

eines Lernprozesses. Es wird ein geeignetes Muster der Lehrtätigkeit angewendet:<br />

Anregen, Erklären, Präsentieren, Vormachen, Vermitteln, Beraten,<br />

Ermutigen, Begleiten (Schäffter 2000a:82). Zur Lehre gehört eine Übernahme<br />

der Perspektive der Nichtwissenden.<br />

In dieser Perspektivenübernahme werden Möglichkeiten der Rezeption, der Verarbeitung,<br />

der Bedeutung und der Verwendung des zu Lernenden antizipiert und im Lehrhandeln so<br />

weit wie möglich berücksichtigt (ebd.:82f).<br />

Lehrtätigkeit bietet eine didaktische Strukturierung an, die aber nur dann eine<br />

Lehrfunktion übernehmen kann, wenn die antizipierten Deutungsangebote<br />

von der Aneignungsseite als Lernanlass erkennbar und aktiv aufgegriffen<br />

werden. Dies geschieht weitgehend implizit – und rekurriert auf konventionelle<br />

Vorstrukturierungen der Lernenden. Wenn aber neue Lernmethoden,<br />

Erfahrungsdimensionen und Inhaltsstrukturen ins Spiel kommen, werden<br />

konventionelle Vorstrukturierungen brüchig; sie werden als problematisch<br />

erfahren und damit reflexionsbedürftig (ebd.:83). Hier kann Lehrtätigkeit auf<br />

einer Metaebene die impliziten Deutungsschemata thematisieren, damit Lernende<br />

darüber bewusst verfügen und sie ggf. erweitern können.<br />

Lehre als Aneignungskompetenz Lernender<br />

‚Lehre’ ist eine deutende Zuschreibung einer Lehrfunktion an andere durch<br />

die Lernenden. Dies ist eine aktive Konstruktionsleistung der Lernenden. Die<br />

Zuschreibung einer Lehrfunktion kann sich auf die formalen Rollenträger<br />

(Lehrende), aber auch auf andere Teilnehmende, auf die soziale Gruppe, Medien,<br />

in der Erlebnispädagogik auch auf Natur oder auf einen sozialen Kontext<br />

richten. Die Zuschreibung einer Lehrfunktion erfolgt in der Regel konventionell<br />

gesteuert und scheint aus dem jeweiligen Lernkontext heraus<br />

selbstverständlich gegeben. Insbesondere in Bereichen, in denen es keine<br />

formelle Rolle eines explizit Lehrenden gibt, zeigt sich, dass Zuschreibungsprozesse<br />

ungesichert sind. Dieses Problem betrifft solche Lernformen, die in<br />

Lebens- und Arbeitszusammenhängen nicht explizit als lernförderliche Strukturierung<br />

erkennbar sind.<br />

Die Aneignungskompetenz Lernender zeigt sich außerdem auch darin,<br />

dass Lernende Lernkontexte vor dem Hintergrund eigener Lernbedürfnisse zu<br />

beurteilen wissen und zwischen differenten Lerngelegenheiten (d. h. den alltagsgebundenen<br />

und den formal didaktisierten) zu unterscheiden vermögen.<br />

Lernen wird als Metaebene des Lernens im Lebenslauf erkennbar, sofern<br />

Lernende den Kontextwechsel zwischen alltagsgebundenem Lernen und formal-didaktisiertem<br />

Lernen selbst steuern.<br />

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