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Organisationsgebundene pädagogische Professionalität - Budrich

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Theoretisches Konstrukt<br />

nen, in dem sich kulturelle Codes ausdrücken (und die damit auch unter anderem auch typisierte<br />

Intentionen enthalten) (Reckwitz 2006:38).<br />

Das Konstrukt der sozialen Praktik bietet eine sozialtheoretische, überindividuelle<br />

Handlungserklärung <strong>pädagogische</strong>n Handelns. Pädagogen und Pädagoginnen<br />

handeln nicht in Institutionen – ihr Handeln ist institutionalisiert.<br />

Das Konstrukt der sozialen Praktik erklärt, dass individuelle Einzelhandlungen<br />

dauerhaft über Raum und Zeit verknüpft sind. Es erklärt, dass die<br />

überindividuelle Institutionalisierung von Sinnzusammenhängen in den kompetenten<br />

körperlichen Routinen (Können) reproduziert und erfahren wird.<br />

Praktiken des Lehrens und Lernens sind übersituativ – sie werden situativ reproduziert<br />

und stellen damit eine sinntragende Struktur <strong>pädagogische</strong>n Handelns<br />

dar. Das Konstrukt sozialer Praktiken erklärt außerdem, dass Handelnde<br />

als integralen Aspekt dessen, was sie tun, verstehen, was sie tun, und dass<br />

sie dieses Wissen diskursivieren können. Anspruch ist es, <strong>pädagogische</strong>s<br />

Handeln handlungstheoretisch zu reflektieren und als ein kulturtheoretisches<br />

Konstrukt zu begründen. Die praxistheoretische Erklärung „tragender“ Strukturen<br />

<strong>pädagogische</strong>n Handelns ist aber noch unbefriedigend, denn im Konstrukt<br />

wird das interpretative Verstehen „nur“ als eine mitlaufende und mitbezeichnete<br />

Größe behandelt. In der Theorie sozialer Praktiken wird zwar<br />

von einer interpretativen Mehrdeutigkeit und Unsicherheit von Handlungssituationen<br />

ausgegangen, doch die Modellierung des Handelns als Vollzug sozialer<br />

Praktiken erklärt das Handeln durch Routinen körperlicher performances<br />

und durch integrierte Verstehensleistungen.<br />

Die Geschichtlichkeit und Kreativität <strong>pädagogische</strong>n Handelns kann im<br />

praxistheoretischen Konstrukt nicht erklärt oder begründet werden. Zur Ergänzung<br />

der praxistheoretischen Perspektive in einem kulturtheoretischen<br />

Konzept <strong>pädagogische</strong>n Handelns und <strong>pädagogische</strong>r <strong>Professionalität</strong> bieten<br />

sich deshalb narratologische Ansätze an, die die Narrativität des Handelns<br />

zum Bezugspunkt machen. In Straubs Handlungstypologie hat das Handeln<br />

in Geschichten ein eigenes Gewicht. Sie wird im Folgenden dargestellt.<br />

2.3.2 Narrative Modellierung<br />

Straubs typologische Ordnung der Handlungsbeschreibungen ist der Versuch,<br />

eine textwissenschaftliche Handlungs- und Kulturpsychologie zu fundieren.<br />

Die Einführung in seine integrative Typologie beginnt mit der Aussage:<br />

Handeln begreife ich als sinnhaft strukturiertes Sich-Verhalten, das explizit oder implizit<br />

durch symbolisch, vornehmlich sprachlich vermittelte Orientierungen geleitet ist. Entsprechend<br />

kann es durch Einflußnahme auf symbolischer Ebene, insbesondere durch die (persuasive<br />

oder argumentative) Rede, gestaltet und modifiziert werden. Orientierungen bezeichne<br />

ich auch als Bestimmungsgründe des Handelns. Mit dem handlungsleitenden<br />

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