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Organisationsgebundene pädagogische Professionalität - Budrich

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Theoretisches Konstrukt<br />

Professionelles Handeln wird in diesem Text als in Übereinstimmung stehend mit höheren<br />

symbolischen Ordnungen dargestellt und erhält so die für die Ausübung von Autorität nötigen<br />

höheren Weihen. Zugleich ist das professionelle Handeln selbst wesentlich eine symbolische<br />

Aktivität. Aus den höheren symbolischen Ordnungen werden die Interpretation<br />

der Wirklichkeit und das kognitive Schlussfolgern über diese Wirklichkeit gewonnen (Klatetzki<br />

2005:257).<br />

Professionelle interpretieren die Realität der Laien vor dem Hintergrund der<br />

für Laien nicht zugänglichen symbolischen Ordnungen.<br />

Der Grundgedanke ist, dass professionelles Handeln eine autoritative Form der Sinnstiftung<br />

ist, bei der Realität vor dem Hintergrund legitimierter höherer symbolischer Ordnungen<br />

gedeutet wird. Auf der Basis dieser autoritativen Deutungen werden Anweisungen für<br />

das praktische „technische“ Handeln abgeleitet. Professionelles Handeln im Sinne einer<br />

Behandlung (treatment) ist demnach eine abgeleitete, somit sekundäre, wenngleich nicht<br />

unwesentliche professionelle Aktivität (Klatetzki 2005:256).<br />

Zauberer, Schamane und Klerus gelten als Vorläufer moderner Professionen<br />

(Klatetzki 2005:261). In modernen Gesellschaften muss eine wissenschaftliche<br />

Disziplin die Legitimität des Expertenwissens als kulturelle Wirklichkeit<br />

„produzieren“. In Bezug auf diese Voraussetzung entzündet sich eine Differenz,<br />

die im Hinblick auf die Institutionalisierung des Lebenslangen Lernens<br />

relevant wird. Giddens – der die Übergänge von der traditionalen zur posttraditionalen<br />

Gesellschaft der einfachen Moderne sowie von der einfachen Moderne<br />

zu einer Gesellschaft der reflexiven Moderne beschreibt – richtet seine<br />

Aufmerksamkeit besonders auf den Experten und dem Wandel seiner Funktion:<br />

Die traditionelle Spezialistin und der traditionelle Spezialist (Schamane,<br />

Priesterin) verfügten über ein Sonderwissen, das Grundlage ihrer Wirklichkeitsauffassung<br />

und Interpretationsleistung war und das sie in kollektiven ritualisierten<br />

Praktiken zur Geltung brachten. Dieses Sonderwissen war an ihren<br />

Status gebunden und für Außenstehende nicht zugänglich. Im Prozess der<br />

Modernisierung ändert sich das ordnungstiftende Fundament einer Gesellschaft<br />

und Tradition wird durch Expertentum ersetzt. Dieser Prozess impliziert<br />

einen folgenreichen Wandel, denn in traditionalen Ordnungen beruhte<br />

das Spezialistentum auf dem Status des Spezialisten innerhalb der traditionalen<br />

Ordnung. In der Moderne beruht das Spezialistentum hingegen auf Wissen<br />

und Fähigkeiten (Kompetenz), die grundsätzlich jede/r erwerben kann<br />

(Giddens 1996:127).<br />

Experte kann jedes Individuum sein, das erfolgreich behauptet, im Besitz spezieller Fähigkeiten<br />

oder eines Fachwissens zu sein, die der Laie nicht besitzt. „Experte“ und „Laie“ sind<br />

kontextspezifische Begriffe. Es gibt zahlreiche Ebenen des Expertentums, doch den Ausschlag<br />

in einer Situation, in der Experte und Laie miteinander konfrontiert sind, gibt ein<br />

Ungleichgewicht von Fähigkeiten und Information, durch das der eine in bezug auf den<br />

anderen in einem bestimmten Gebiet zur „Autorität“ wird (Giddens 1996:157).<br />

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