30.12.2013 Aufrufe

Organisationsgebundene pädagogische Professionalität - Budrich

Organisationsgebundene pädagogische Professionalität - Budrich

Organisationsgebundene pädagogische Professionalität - Budrich

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

Theoretisches Konstrukt<br />

Pädagogisches Handeln – Was wird erklärt?<br />

Es werden keine individuellen Handlungsakte erklärt (z. B. mit welchem Ziel<br />

Pädagogin X im Training Y von sich erzählt hat), es werden keine Sollensregeln<br />

erklärt (z. B. dass selektive Authentizität der Pädagogin das gebotene<br />

Verhalten in der Interaktion mit dem Klienten ist). Es wird eine soziale Praktik<br />

angenommen (die Praktik der Gruppenmoderation), die zum wiederholten<br />

Male die subjektive Verstehensleistung der kommunikativen Beziehungsgestaltung<br />

in Lerngruppen anleitet und die körperliche performance der Pädagogin<br />

X steuert.<br />

Die praxistheoretische Handlungserklärung<br />

Für ein besseres Verständnis von <strong>Professionalität</strong> ist die Differenz zwischen<br />

mentalistischen und praxistheoretischen Ansätzen wichtig. Mentalistische<br />

Ansätze rechnen die kollektiven Wissensordnungen, die die symbolische Organisation<br />

von Wirklichkeit betreiben, mentalen Eigenschaften, also dem<br />

Bewusstsein zu, während praxistheoretische Handlungserklärungen davon<br />

ausgehen, dass soziale Praktiken die symbolische Organisation der Wirklichkeit<br />

betreiben. In den sozialen Praktiken kommt ein praktisch-interpretatives<br />

Wissen zum Einsatz. Soziale Praktiken sind „routinisierte Formen körperlicher<br />

‚performances’ und sinnhafte Verstehensleistungen [...] – die in der Praxis<br />

untrennbar aneinander gekoppelt auftreten“ (ebd.:318). <strong>Professionalität</strong><br />

zeigt sich demzufolge als Praktik des Schreibens, als Praktik der Gruppenmoderation,<br />

als Praktik der Beratung, als Praktik der Verhandlungsführung.<br />

Handlungsroutinen sind immer körperliche und mentale Routinen – oder umgekehrt:<br />

Sinnsysteme werden im praktischen Handeln angewendet. Die Differenz<br />

zwischen Innen (mentale Strukturen) und Außen (Verhalten) ist aufgehoben<br />

(Reckwitz 2004b:320).<br />

Praktiken zeichnen sich durch folgende Merkmale aus (Zusammenstellung<br />

nach Reckwitz 2004b und 2003a):<br />

1. Individuelle Handlungen sind eingebettet in Praktiken (z. B. die Praktik<br />

des Trainierens) bzw. in Komplexe von Praktiken (in Praktiken<br />

differenter Varianten institutionalisierten Lehrens und Lernens). Das<br />

praxistheoretische Konzept hebt die atomistische und individualistische<br />

Konnotation des Handlungsbegriffes auf. „Handeln ist nicht als ein<br />

Konglomerat diskreter, intentionaler Einzelhandlungen zu denken,<br />

sondern als ein routinisierter Strom der Reproduktion typisierter<br />

Praktiken“ (Reckwitz 2003a:294). Ein ganzer Komplex von Aktivitäten<br />

wird typischerweise von verschiedenen Individuen in verschiedenen<br />

räumlichen Settings hervorgebracht. Die sinnhafte Orientierung der<br />

127

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!