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Organisationsgebundene pädagogische Professionalität - Budrich

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Forschungsprofil<br />

sens verstanden (Bonß, Hohlfeld und Kollek 1993). Da aber die Produktion<br />

wissenschaftlichen Wissens kontextabhängig ist, müssen Produktionsverfahren<br />

der Erkenntnisgewinnung zum Einsatz kommen, die die Produktion generischen<br />

Wissens absichern. Selbstverständlich existiert kein kontextfreies<br />

Wissen, und es würde zur Transparenz beitragen, wenn der Kontext wissenschaftlicher<br />

Erkenntnisproduktion transparent ist. Die Differenz des „phänomenal<br />

erlebend gelebten“ Sinnzusammenhangs im Praxiskontext und dem<br />

Kontext des disziplinären Diskurses erzeugt eine Spannung, die es nämlich<br />

produktiv zu machen gilt. Wie zu sehen sein wird, wird im Vorgang der De-<br />

Kontextualisierung zum Zwecke der Universalisierung Praxiswissen transformiert<br />

und in einem neuen semantischen Kontext eines disziplinären Diskurses<br />

re-kontextualisiert. Damit ist gemeint, dass in der Erarbeitung der Beobachtungstheorie<br />

– beim expliziten Denken – der erlebend-gelebte<br />

Sinnzusammenhang der Praxis in ein theoretisches Sprachspiel, d. h. in einen<br />

semantischen Verweisungszusammenhang übersetzt wird. 21<br />

2 Die Disziplin Erziehungswissenschaft als Bezugssystem<br />

reflexiver Praxisforschung<br />

Reflexive Praxisforschung ist ein komplexes arbeitsteiliges Arbeitsprogramm<br />

in einem intermediären Arrangement zur ko-produktiven Erzeugung von Praxiswissen<br />

und reflexivem wissenschaftlichem Wissen. Das reflexive Forschungswissen<br />

fließt in wissenschaftliche Diskurse ein; es wird aber auch der<br />

Praxis zur Verfügung gestellt, die unter eigenen Relevanzkriterien das Forschungswissen<br />

in Praxiswissen übersetzt. Der Forschungstyp reflexiver Praxisforschung<br />

orientiert sich nicht – wie häufig angenommen – am Modell <strong>pädagogische</strong>r<br />

Handlungsforschung, sondern setzt die Differenz zwischen<br />

Profession und Disziplin 22 geradezu voraus, die Differenz also zwischen auf-<br />

21 Dieser Vorgang der De-Kontextualisierung und Re-Kontextualisierung wird etwas weiter<br />

unten als translatorisches Handeln beschrieben. In Vorgriff auf II 2.2.4 möchte ich jetzt<br />

schon auf Polanyis Theorie des tacit-knowing hinweisen. Die Theorie des tacit-knowing<br />

macht darauf aufmerksam, dass das explizite Denken auf einer informellen Fähigkeit<br />

basiert, nämlich „Wirklichkeit in ein explizites System abzubilden und die Ergebnisse<br />

expliziter Operationen wieder auf Wirklichkeit zurück zu beziehen“ (Neuweg 1999:139).<br />

Gelingen im Forschungsprozess die Distanznahme zur Praxis und die Gegenstandskonstitution,<br />

so wird das praxisgebundene Wissen zu einer produktiven Ressource der<br />

wissenschaftlichen Erkenntnistätigkeit.<br />

22 An der <strong>pädagogische</strong>n Handlungsforschung wird kritisiert, dass sie von einem zu simplen<br />

Modell der Theorie-Praxis-Beziehung ausgeht und die fundamentale Differenz zwischen<br />

dem Wissenschafts- und Praxissystem vorschnell eingeebnet habe. Hierbei sei die Gefahr,<br />

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