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Organisationsgebundene pädagogische Professionalität - Budrich

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Fallstudie<br />

2.3 Die Bildungsorganisation im performativen Prozess der<br />

Bedeutungsbildung<br />

Im Anschluss an Weick (1985, 1995) und des von ihm entwickelten ‚Prozesses<br />

der Sinnstiftung in Organisationen’ (vgl. II 6) wird hier davon ausgegangen,<br />

dass sich die Methodizität des Forschungsfeldes als Bildungsorganisation<br />

im performativen Prozess der Bedeutungsbildung zeigt.<br />

2.3.1 Selbstausdruck, Selbstbeobachtung, Selbstbeschreibung<br />

Für den jeweils konkreten und empirisch fassbaren Einzelfall einer (Bildungs-)Organisation<br />

ist eine historisch und kontextuell situierte Rekonstruktion<br />

der jeweils bedeutungsbildenden Formen des Selbstausdrucks, der<br />

Selbstbeobachtung und der semantischen Selbstbeschreibung möglich. 191 In<br />

Anschluss an Weick lässt sich beschreiben, was unter dem Selbstausdruck,<br />

Selbstbeobachtung und der semantischen Selbstbeschreibung einer Organisation<br />

verstanden wird: Weick übernimmt die Wahrnehmungsperspektive der<br />

Ethnomethodologie und deutet Organisationen als temporale soziale Gebilde<br />

im fortwährenden Prozess ihrer performativen Herstellung (vgl. II 6.3). Organisationen<br />

sind keine objektiven, stabilen Strukturen, die unabhängig vom<br />

Zutun der Akteure und Akteurinnen existieren. Von Organisationen sagt<br />

Weick, dass sie „andauernd auseinanderfallen und deshalb beständig aufgebaut<br />

werden müssen“ (Weick 1985:67). Den Vorgang der Wirklichkeitserzeugung<br />

in einer kollektiven Struktur fasst er theoretisch als sozialen Prozess<br />

der Sinnstiftung in Organisationen. Betrachtet man Organisationen als Vollzugswirklichkeit,<br />

so ist der Blick auf die Prozesse des Organisierens zu richten.<br />

In den Prozessen – d. h. in den Kommunikationen und interdependenten<br />

Handlungen, die beispielsweise im Zusammenhang von Angebotsentwicklung,<br />

Anmeldung, Beratung, Fortbildung und Controlling usw. erfolgen –,<br />

wird die Bildungsorganisation erzeugt, bestätigt und weiterentwickelt. Dies<br />

geschieht, indem die Akteure performativ eine bestimmte Realitätsauffassung<br />

von der Situation, in der sie handeln, „in Kraft setzen“. Weick bezeichnet das<br />

als enactment: das Inkraftsetzen einer Realitätsauffassung durch Handeln.<br />

Wir sehen im enactment einen Akt der Externalisierung des performativen<br />

Selbstausdrucks der Organisation (Schäffter 2003). Retrospektiv deuten<br />

die Akteure, Akteurinnen die Situationen, in denen sie sich selbst und ihre<br />

191 Die Darstellung folgt den Ausführungen in Schicke und Schäffter (2009:103–114), die<br />

wiederum auf meine Darlegung in II 6 in dieser Arbeit und auf die Veröffentlichung von<br />

Ortfried Schäffter (2003) „Institutionelle Selbstpräsentation von Weiterbildungseinrichtungen.<br />

Reflexion <strong>pädagogische</strong>r Organisationskultur an institutionellen Schlüsselsituationen“<br />

zurückgreift.<br />

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