30.12.2013 Aufrufe

Organisationsgebundene pädagogische Professionalität - Budrich

Organisationsgebundene pädagogische Professionalität - Budrich

Organisationsgebundene pädagogische Professionalität - Budrich

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

Fallstudie<br />

tet, die geschützt sind vor den unmittelbaren Anforderungen in den Realsituationen<br />

des Arbeits- und Lebenszusammenhangs. Lernen wird subjektorientiert,<br />

aktivierend und lebendig gestaltet.<br />

Im Diskurs zur Kompetenzentwicklung vertritt die GF eine andere Wirklichkeitsauffassung<br />

vom Lernen. Lernen ist für sie die Bewältigung einer realen<br />

Herausforderung. Lernen ist in den Ernstsituationen des Arbeitszusammenhangs<br />

eine psychologische Tatsache. Das Lernen kann eine Angstseite<br />

haben. 231 Wird das ‚eigene’ Lernen im SOL-Projekt thematisiert, bringen die<br />

GF und die Kolleginnen und Kollegen unterschiedliche Wirklichkeitskonstruktionen<br />

professioneller Communities zur Geltung. Welche Auffassung<br />

wird von der LB zur Geltung gebracht?<br />

E: Die LB ist angesprochen und reagiert. Sie deutet das Verhalten der<br />

Mitarbeitenden nicht psychologisch (lb 636): „Ich hatte den Eindruck, wir<br />

[als externe Beraterinnen] begegnen dann [im Verhalten der Mitarbeitenden]<br />

der Organisation.“ (gf 639) „Klar“, antwortet die GF. Und die LB schließt an<br />

(lb 647): „Auf jeden Fall geht es [das kooperative Lernen in Entwicklungsaufgaben]<br />

nicht von selbst. Es braucht sehr viel Kommunikation. Damit hatte<br />

ich nicht gerechnet, dass das A und O unserer Arbeit [in der Lernbegleitung]<br />

ist, die Kommunikation [der Beteiligten] herzustellen.“ Sie spricht die GF<br />

direkt an (lb 647): „Was hast du dir vorgestellt, damals, als du an dem Antrag<br />

geschrieben hast, was wir tun würden?“ Und die GF antwortet (gf 648): „Ich<br />

hatte keine konkrete Vorstellung.“<br />

E: Die Antwort ist für die LB überraschend und erhöht die Spannung des<br />

Gesprächs (lb 649): „Du hattest keine konkreten Vorstellungen“, wiederholt<br />

die LB und die GF antwortet (gf 656): „Nein. Ich hatte eine Vorstellung vom<br />

Ergebnis, aber nicht vom Prozess.“ Beide lachen erneut und die Spannung<br />

löst sich wieder. Die GF erinnert sich jetzt an ein Organisationsentwicklungsprojekt,<br />

das dem SOL-Projekt vorausgegangen war, und erzählt kurz<br />

von der Startphase des Vorläuferprojekts. Da hat sie erlebt (gf 672), „dass es<br />

nicht immer reibungslos geht“. Die LB interpretiert (lb 665): „Also, insofern<br />

kanntest du Erfahrungen mit Prozessen“, sagt sie. Die GF interpretiert eben-<br />

231 Im Diskurs zur Lernenden Organisation wird von Edgar H. Schein die Angst vor dem<br />

Lernen thematisiert. Aus seiner Sicht scheitern die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in<br />

Unternehmen am transformativen Lernen. Als Grund wird die Angst vor Veränderung<br />

genannt. Schein thematisiert die Rolle der Führung im Management des kulturellen Wandels<br />

und Lernens. Seine Aufgabe ist es, ein Klima der Unterstützung und der Ermutigung<br />

als Sicherheit gegenüber der Lernangst zu schaffen. Die Lernbegleiter und -begleiterinnen<br />

hatten eine Kopie der Veröffentlichung von Schein im ersten Jahr des SOL-Prozesses nach<br />

einer Beratung der Steuerungsgruppe als Lektüre ausgehändigt.<br />

In dieser Phase hatten alle Beteiligten auf allen Ebenen des Forschungs- und Entwicklungsprogramms<br />

(das Programmmanagement, die wissenschaftliche Begleitung, die Lernbegleitung,<br />

die Führung der Weiterbildungseinrichtung und die Kolleginnen und Kollegen des<br />

IT-Zentrums) differente Annahmen, was sie unter selbstorganisiertem (oder selbstgesteuertem)<br />

Lernen verstehen.<br />

520

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!