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Organisationsgebundene pädagogische Professionalität - Budrich

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Fallstudie<br />

Prinzip flexibler Kompetenzentwicklung’ unter anderem gemeint ist, nämlich<br />

das reframing der FL. Um betriebliche Flexibilisierungsansprüche als eine<br />

Entscheidung im eigenen Lebenszusammenhang zu behandeln, nahm die FL<br />

zusätzlich zum SOL-Projekt an der Fortbildung zur Online-Tutorin teil. Weil<br />

sie sich abzugrenzen wusste, gewann sie einen zusätzlichen Spielraum, mit<br />

der Weiterbildungseinrichtung einen mehr oder weniger impliziten bzw. expliziten<br />

Kontrakt auszuhandeln. Umgekehrt kann die Motivation, sich beruflich<br />

weiterzuentwickeln, genauso gut auch Motor in einem Veränderungsprozess<br />

sein. 221 Die Veränderungen des organisationalen Kräftefeldes, in dem<br />

Menschen arbeiten, werden übersetzt (das meint der Begriff reframing) in das<br />

Wandelkontinuum der eigenen Berufslaufbahn.<br />

E: Die LB spiegelt die FL, die durch ihre Wirklichkeitsauffassung im<br />

SOL-Prozess Einfluss genommen hat (lb 1287): „Also da gibt’s irgendein<br />

SOL-Projekt, du musst das überführen zu einem Punkt, dass du sagst, ‚Ja, in<br />

diesem Arrangement bin ich die und die und mach ich das und das‘, (…) ja,<br />

aber du musst es überführen in ein Arrangement, das du selbst bestimmt hast.<br />

Oder dem du selbst einen Sinn gibst, indem du dich selbst definierst.“<br />

K: Hier spiegelt die LB das performative enactment der FL im SOL-<br />

Prozess. Es meint das Inkraftsetzen ihrer Realitätsauffassung eines selbstbestimmten<br />

Lernprozesses: Es kommt nur zum Lernen, wenn Menschen sich<br />

221 In der folgenden Passage wird die Berufsarbeit im IT-Zentrum als ein zeitlich befristetes<br />

berufsbiografisches Projekt gerahmt (fl 1/Teil 2/654): „Also ich hab dem IT-Zentrum schon<br />

ganz schön viel zu verdanken, ja? Das ist, wie gesagt, schon der richtige Ort zum richtigen<br />

Zeitpunkt gewesen. Und ich spüre auch, es macht keinen Sinn, jetzt da mit Gewalt sich<br />

rauszureißen. Das ist nicht der richtige Zeitpunkt. Es wird schon kommen. Wichtig ist nur,<br />

dass ich das klar hab, wo ich nicht hin will, ja? Das andre, das wird sich schon ergeben.“<br />

In der folgenden Passage bindet gerade die Möglichkeit, so etwas Neues wie das<br />

Selbstlernzentrum entwickeln zu können, eine Fortbildungsleiterin an das IT-Zentrum<br />

(fl 11/1064): „Also ich hatte immer das Gefühl bei meinen bisherigen Arbeitsstellen oder<br />

ich hatte häufig das Gefühl, ‚Ich bleibe, solange ich was Neues lernen kann. Und wenn das<br />

nur noch Routine wird und ich nichts Neues mehr lerne, dann kann ich mir auch überlegen<br />

zu gehen.‘ Also so unter dem Aspekt. Nicht, bei meiner letzten Arbeitsstelle hab ich das<br />

auch so eigentlich gemacht. So, und ich kann hier ständig was Neues lernen. Ja, ja, ich<br />

merke bei mir selber auch, dass ich gerne etwas Neues anfange, was Neues entwickle, und<br />

wenn es dann in festen Bahnen läuft, wenn es Routine wird, interessiert es mich nicht mehr<br />

so sehr.“<br />

Eine Mitarbeiterin der Verwaltung sieht die Weiterentwicklungsmöglichkeiten, die das IT-<br />

Zentrum bietet (fl 3/21/638): „Ja, aber es ist mich auch eine persönliche Bereicherung<br />

natürlich. Weil- ich mich dadurch ja weiterentwickel, sag ich jetzt mal so ein bisschen<br />

ketzerisch. Durch Verwaltungsarbeit kann ich mich nicht weiterentwickeln. Ja also dieser<br />

Aufbau dieses Selbstlernzentrums von der Verwaltungsseite her war nicht einfach. Es hat<br />

viel Kraft und sehr viel Energie [gekostet] und ich bin immer noch nicht zufrieden. Also ich<br />

will da auch noch viel verändern, noch mehr Routinen reinkriegen. Aber letztendlich<br />

profitiert hab ich natürlich, dass ich aus diesem (.) Verwaltungsbereich halt über den Tresen<br />

rübergeguckt habe. (…) Ich hab mich auch verändert, ja.“<br />

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