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Organisationsgebundene pädagogische Professionalität - Budrich

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Theoretisches Konstrukt<br />

inhalten einer Sachthematik kundig sein und Lernsituationen gestalten können<br />

(Peters 2004:130–133). Urteilen und Gestalten sind Aspekte des Handelns<br />

– also performativ und durch Können gesteuert. Die Differenz zwischen<br />

Wissen (knowledge/knowing that im Sinne von „über Wissensbestände<br />

verfügen“) und Wissen (knowing im Sinne von „Wissen hervorbringen“)<br />

bleibt in Peters’ Beschreibung unscharf. Sie unterscheidet zwar zwischen<br />

Wissen und Können, vernachlässigt aber, das im Können integrierte und kreative<br />

knowing, die interpretative Kompetenz von Praktikerinnen in mehrdeutigen<br />

Handlungssituationen und das im Praxisvollzug generierte Problemlösungswissen,<br />

als Ressource professionellen Handelns auszuweisen. Zwischen<br />

Wissen und Können gibt es einen unauflösbaren Zusammenhang. Diesem<br />

Zusammenhang wird aus wissenstheoretischer Sicht besondere Aufmerksamkeit<br />

gewidmet.<br />

Die Vorstellung, in der <strong>pädagogische</strong>n Praxis würde wissenschaftliches<br />

Wissen angewendet, ist aus wissenstheoretischer Sicht revidiert worden. Das<br />

wissenschaftlich erzeugte Wissen der Fachdisziplin Erziehungswissenschaft<br />

und das pragmatisch strukturierte alltägliche berufspraktische Wissen sind<br />

zwei differente Wissenstypen. Die abstrakten fachsystematischen Wissenssysteme<br />

der Professionen zeigen eine Beschaffenheit, die eine direkte Anwendung<br />

verhindert (Klatetzki 2005:269). Das praktische Wissen wiederum<br />

hat seine eigene Qualität, die darauf zurückzuführen ist, dass es im Vollzug<br />

der Praxis hervorgebracht und angeeignet wird (Rauner 2000:8f). In einer<br />

systemisch inspirierten Perspektive wird allerdings von einer Resonanz zwischen<br />

beiden Wissenstypen ausgegangen, die nicht nur unterschiedlich beschaffen<br />

sind, sondern auch in differenten Strukturen (Wissenschaftssystem<br />

und Praxissystem) erzeugt und tradiert werden. Zum Selbstverständnis professionalisierter<br />

Arbeit gehört jedoch die Annahme, dass sie sich durch eine<br />

verwissenschaftlichte Rationalität von der praktischen Kompetenz in Handwerksberufen<br />

unterscheidet. Da verwissenschaftlichte Rationalität nicht die<br />

Bevormundung des professionellen Handelns durch die Wissenschaftspraxis<br />

meint, wird ‚<strong>Professionalität</strong>’ als eine Struktur, nämlich als der „Ort der<br />

Vermittlung von Theorie und Praxis“ bestimmt (Oevermann 1996:80). Aus<br />

wissenstheoretischer Perspektive ist „der Ort der Vermittlung von Theorie<br />

und Praxis“ allerdings erklärungsbedürftig. Aus Sicht von Dewe, Ferchhoff<br />

und Radtke (1992) und (Dewe 2002) ist Oevermanns Beschreibung nicht<br />

wirklichkeitsgemäß, denn es gibt keinen „Strukturort der Vermittlung von<br />

Theorie und Praxis“ (Dewe 2002:25). Pädagogen und Pädagoginnen handeln<br />

in bereits organisierter Praxis, die bewährte Lösungen in Routinen überführt<br />

und problematisch gewordene Lösungsstrategien reflektiert (Dewe im Rückgriff<br />

auf Weick 1985 u. a.). Statt wie Oevermann die Vermittlung von Theorie<br />

und Praxis gemäß der Strukturlogik professionalisierter Praxis in das individuelle<br />

Handeln und parallel mitlaufende kognitive Operationen von<br />

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