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Organisationsgebundene pädagogische Professionalität - Budrich

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Theoretisches Konstrukt<br />

Enacted environments sind Output des Organisierens – und nicht Input des<br />

Organisierens. Schon das enactment hat mögliche Umwelten ausgesondert,<br />

die die Organisation klären und ernst nehmen kann; aber erst der Selektionsprozess<br />

entscheidet, ob die Organisation dies auch tatsächlich tut (ebd.). Organisationen<br />

schaffen sinnvolle, d. h. gültige und damit in Kraft gesetzte<br />

Umwelten aus verwirrenden Umgebungen – Umwelten werden im Prozess<br />

des Organisierens verstehbar gemacht. Die Produkte der Sinnstiftung nennt<br />

Weick ‚enacted environment’.<br />

Die etablierte Umwelt ist Umwelt, soweit wir sie als relevante, als gültige praktisch anerkannt<br />

und für unser Handeln verbindlich gemacht haben. [...] Enactment bezeichnet die<br />

performativ wirksame Etablierung einer Geltung, die auf diese Weise in Kraft tritt (Ortmann<br />

2004:203; Hervorh. i. O)<br />

Sinnstiftung in Organisationen ist, wie bereits dargelegt, der Akt der Selektion<br />

– und erfolgt immer retrospektiv. Man muss zuerst etwas tun oder sagen,<br />

bevor man entdecken kann, was gedacht, entschieden oder getan wurde<br />

(Weick 1985:276). Den Gedanken der retrospektiven Sinngebung gemäß<br />

dem Schema enactment–Selektion–Retention drückt Weick in folgendem<br />

Mustersatz aus:<br />

Wie kann<br />

ich<br />

wir<br />

wissen, was<br />

ich<br />

wir<br />

sie<br />

denken<br />

fühlen<br />

wollen<br />

bis<br />

ich<br />

wir<br />

sie<br />

sehen<br />

hören<br />

was<br />

ich<br />

wir<br />

sie<br />

sagen<br />

tun<br />

Akteur Retention Selektion enactment<br />

Abbildung II-12: Mustersatz der retrospektiven Sinngebung (Weick 1985:196)<br />

Weicks Theorie der retrospektiven Interpretation von Handlungswirkung und<br />

ihrer Sinngebung in Form der Entscheidungsratifizierung ist hier aufschlussreich.<br />

Handeln findet immer in ungeordneten und nicht voraussagbaren Kontexten<br />

statt. Prozesse und Verläufe werden retrospektiv als Entscheidung gedeutet.<br />

Sie erhalten im Rückblick den Sinn einer Entscheidung, und<br />

entsprechend wird auch der Verlauf des Prozesses im Rückblick kohärenter<br />

und einsichtiger, als jeder einzelne Schritt es war, als er in der „ungeordneten“<br />

Gegenwart gerade gelebt wurde. Das Ergebnis des Handelns (die Lösung<br />

des Problems) entwickelt rückblickend auch die Definition der zuvor gegebenen<br />

Ausgangssituation (die Definition des Problems).<br />

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