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Organisationsgebundene pädagogische Professionalität - Budrich

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Theoretisches Konstrukt<br />

dann hat dies keine Folgeeffekte für die Struktur, in der das schriftliche Bildungsprogramm<br />

der Weiterbildungseinrichtung erstellt wird. Allerdings wird<br />

sich ein Subsystem, dessen Veranstaltung ausfällt, möglicherweise fragen, ob<br />

das Veranstaltungsprogramm ein zielführendes Medium zur Initiierung oder<br />

Ansprache selbstorganisierter Bildungsarbeit ist; das Subsystem mag alternative<br />

Vorgehensweisen entwickeln und darüber das Gesamtsystem informieren,<br />

das damit seine Optionen erweitert. Betrachtet man Weiterbildungsorganisation<br />

als Verknüpfungsstruktur lose gekoppelter Handlungskontexte, ist es<br />

nicht erstrebenswert, die Perspektiven einzelner Positionen zu vereinheitlichen.<br />

Vielmehr erwächst aus der Vielfalt konkurrierender Sichtweisen ihre<br />

besondere organisierte Produktivität (Schäffter 2005a).<br />

Wenn Bildungsorganisation sich als Funktionalstruktur wie auch als lose<br />

Kopplung von Handlungskontexten beobachtet und darin den Wechsel von<br />

loser zu fester Kopplung mitführt, deutet sie sich als heterarchisch sich ordnendes<br />

System (Baecker 1999:131). In heterarchisch sich ordnenden Systemen<br />

ist nämlich mit jedem Fall einer Entscheidung mitzuentscheiden, was es<br />

zu berücksichtigen gilt und welche Funktionen bzw. Wissensträger ggf. zu<br />

befragen sind (ebd.). Damit entfällt die Engführung des Handelns auf Hierarchie.<br />

In anderen Worten: Es entfällt der Durchgriff der Festlegungen in der<br />

Hierarchie. Es wird nicht in der Spitze der Organisation entschieden, was als<br />

Nächstes getan werden muss, sondern diese Entscheidung kann an allen Stellen<br />

der Organisation verteilt werden (ebd.). Nicht die Autorität der Hierarchie<br />

informiert, sondern wer informiert, hat Autorität (ebd.). Man rechnet wechselseitig<br />

mit den anderen als Entscheidungsträgern, versucht deren Entscheidungen<br />

zu antizipieren und sie über eigene Optionen zu informieren (Schäffter<br />

2005a).<br />

Im Begriff der Entscheidung wird herausgestellt, dass mit allen Operationen<br />

organisierter sozialer Systeme Erwartungen verbunden sind. In den<br />

Kommunikationen der Weiterbildungsorganisation kommen Erwartungen<br />

zum Einsatz, die aus Sicht von Luhmann sicherstellen, dass das Handeln im<br />

sozialen System der Organisation als eine Entscheidung behandelt wird<br />

(Luhmann 1992:166). Die Behandlung des Handelns als eine Entscheidung<br />

kann als Beobachtung zweiter Ordnung bezeichnet werden. Bei der Beobachtung<br />

zweiter Ordnung handelt es sich wiederum um soziale Ereignisse – also<br />

um Kommunikationsvorgänge. Baeckers These ist nun, dass die Beobachtung<br />

zweiter Ordnung Hierarchiebildung nicht überflüssig macht. Sobald Hierarchie<br />

aber der Beobachtung zweiter Ordnung ausgesetzt ist, muss sie sich der<br />

Heterarchie aussetzen (Baecker 1999). Mit anderen Worten: Hierarchie liegt<br />

nur dann vor, wenn sie als Anweisung durchstrukturiert. 137<br />

137 Reihlen entwickelt in seinem Beitrag die Vorstellung eines heterarchischen<br />

Organisationsmodells, merkt dann aber selbst kritisch an, dass die Vorstellung eines „rein<br />

organischen Organisationsmodell [...] unmittelbar die geltende Rechtsvorschriften des<br />

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