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Organisationsgebundene pädagogische Professionalität - Budrich

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Fallstudie<br />

wie du darin dich organisiert hast und entscheidungsfähig geworden bist und<br />

dich selbst gesteuert hast, [all dies] scheint dir ja sehr viel Wissen ermöglicht<br />

zu haben.“<br />

3.1.8 <strong>Professionalität</strong>: Anschlussfähigkeit und Abschlussfähigkeit von<br />

Kompetenzen<br />

E: Nachdem die LB ausgesprochen hat, dass ihre implizite Erwartung an das<br />

selbstorganisierte Lernen im Zusammenhang mit der Kompetenzenbilanzierung<br />

enttäuscht wurde, wendet sie diese Position, die sie damit gerade eingenommen<br />

hat, und richtet ihren Blick auf „das Gute im Schlechten“. Sie hat<br />

als LB das selbstorganisierte Lernen als eine zielgenerierende und reflexive<br />

Koordination auffasst, bei der die Beteiligten bereit sind, sich selbst und den<br />

organisationalen Zusammenhang in einem komplexen Entwicklungsprozess<br />

zu reflektieren und abzustimmen. Statt nun normativ an der eigenen Erwartung<br />

festzuhalten, versucht sie, die Differenz anzuerkennen. Ihre Hypothese<br />

ist, dass die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in den Prozessen spontaner<br />

bzw. emergenter Ordnungsbildungen Kompetenzen entwickelt haben. Zur FL<br />

sagt sie (lb 1737): „[Da] kann ich ja nur sagen, was du allein beobachtet hast<br />

und wie du darin dich organisiert hast und entscheidungsfähig geworden bist<br />

und dich selbst gesteuert hast, [all dies] scheint dir ja sehr viel Wissen ermöglicht<br />

zu haben.“ (fl 1748) „Joa“, bestätigt die FL, und die LB gibt daraufhin<br />

ihrer Beschreibung folgende Bedeutung (lb 1749): „Ja, und das ((betont:))<br />

hast du jetzt. Das ist deine Kompetenz.“<br />

E: Auf diesen Akt der expliziten Zuschreibung von Kompetenz tritt ein<br />

Moment der Stille ein. (fl 1751) „Tja, mhm“, äußert die FL und kichert leise.<br />

Spürbar ist die Spannung für beide: Kann die FL die Zuschreibung annehmen?<br />

Die LB evaluiert die Reaktion und bleibt dabei erkundend (lb 1752):<br />

„Na, du scheinst dich aber nicht drüber zu freuen.“<br />

E: Daraufhin artikuliert die FL die verspürte Differenz (fl 1753): „Ich<br />

sehe die [Kompetenz] nicht so“, reagiert die FL. Die LB ist überrascht<br />

(lb 1756): „Sehe ich die [Kompetenz] nur?“, fragt sie, und es tritt für einen<br />

kurzen Moment Stille ein. Dann antwortet die FL: „Ja.“ Die LB fragt leise<br />

(lb 1758): „Und warum siehst du die [Kompetenzen] nicht?“ Die FL antwortet<br />

(fl 1769): „Weil das für mich so was ist [wie] Wissen, das ich daraus [aus<br />

dem SOL-Prozess] erworben habe. Und [es nicht als Kompetenz zu sehen]<br />

das ist doch- aber grundsätzlich mein Lebensthema. Na ja, und das [Wissen]<br />

hab ich dann jetzt einfach so, und wenn ich das habe, haben das wahrscheinlich<br />

alle anderen auch. Ich geh davon aus, dass alle das auch so sehen. Dann<br />

ist es so was [ein Wissen], das nicht wirklich wichtig ist. Also das ist dann so<br />

etwas, das kann man so nebenbei machen, weißt du?“, erklärt sie.<br />

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