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Organisationsgebundene pädagogische Professionalität - Budrich

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Theoretisches Konstrukt<br />

An dieser Stelle in der Argumentation angekommen, ließe sich auf einer<br />

Metaebene das Verhältnis funktionaler und organisationaler Logiken diskutieren.<br />

Mir kommt es in diesem Zusammenhang darauf an, durch die (unvollständige)<br />

Gesamtschau der unterschiedlichen Wissensformen eine Vorstellung<br />

davon zu entwickeln, wie wir das organisationsgebundene Wissen<br />

beschreiben können. In Kapitel I habe ich die Wissensordnung der Disziplin<br />

diskutiert, in Kapitel II habe ich kulturtheoretisch informiert, eine Ordnung<br />

kultureller Wissens- und Bedeutungsbestände konturiert. Die Beschreibung<br />

des organisationsgebundenen Wissens führt zu der Einsicht, dass aus der<br />

Strukturierung eines sozialen Feldes durch den sozialen Mechanismus der<br />

Organisation wiederum eine neue Wissensordnung – eine organisationale Architektur<br />

des Wissens – hervorgeht. 121 Vielleicht haben wir damit die Dimensionen<br />

des Wissens besser verstanden, über die eine konkrete Bildungseinrichtung/ein<br />

bestimmtes Unternehmen historisch und kontextuell situiert<br />

verfügen kann. Wir können jedoch nicht annehmen, es gäbe einen Konsens<br />

darüber, wie das Wissen der Bildungsorganisation substanzialistisch beschaffen<br />

ist.<br />

Die Wissenschaftsentwicklung der Organisationstheorie ist im Zusammenhang<br />

mit der Interpretativen Organisationstheorie zu der Erkenntnis gekommen,<br />

dass Organisation nicht als substanzialistischer Gegenstand der Erkenntnis<br />

vorliegt. Ebenso wenig wie die Wissenstheorie einen universell<br />

gültigen Wissensbegriff hat, gibt es in den organisationswissenschaftlichen<br />

Diskursen eine universell konsensfähige und abschließende Definition dessen,<br />

was als Organisation bezeichnet wird. Hinzu kommt, dass die Ausdifferenzierung<br />

pluraler Beobachtungsvokabulare auch auf die Erziehungswissenschaft<br />

zutrifft, die keinen universell konsensfähigen Vorschlag vorlegt, was<br />

unter <strong>pädagogische</strong>r <strong>Professionalität</strong> zu verstehen ist (vgl. II 2). Die Pluralisierung<br />

von Beobachterperspektiven in den einzelnen Disziplinen ist ein universelles<br />

Muster der Wissenschaftsentwicklung (vgl. I 2). Als Konsequenz<br />

lässt sich der Widerstreit inkommensurabler Positionen der Beschreibungen<br />

von organisationaler Wirklichkeit und der pluralen Perspektiven auf die<br />

Wirklichkeit professionellen Handelns nur bearbeiten, wenn man sich keine<br />

der konkurrierenden Positionen zu eigen macht, sondern auf einer kulturtheoretischen<br />

Metaebene die Differenzen bearbeitet (Wimmer 2002; Schäffter<br />

und Schicke 2009:106 im Rückgriff auf Reckwitz 2004b). Deshalb werde ich<br />

im nächsten Kapitel solche Varianten der Organisationsbeschreibung aufgrei-<br />

121 In der Arbeits- und Berufssoziologie hat man inzwischen erkannt, dass es sich um eine<br />

große Aufgabe handelt, „Betriebe und Unternehmen konsequent als Wissensorganisationen<br />

zu entschlüsseln“ (Baethge 2004:20). Zu entschlüsseln wären Arbeitsformen unter dem<br />

Aspekt der Wissensintensität sowie der strategische Stellenwert unterschiedlicher<br />

Wissensformen, des Weiteren die Risiken, die daraus resultieren, dass es nicht gelingt, eine<br />

stärker wissens- und lernförderliche Arbeitsorganisation zu gestalten, usw.<br />

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