30.12.2013 Aufrufe

Organisationsgebundene pädagogische Professionalität - Budrich

Organisationsgebundene pädagogische Professionalität - Budrich

Organisationsgebundene pädagogische Professionalität - Budrich

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

Fallstudie<br />

zieht. Nittel (2000) und Faulstich (2002) heben hervor, dass der Expertisekern<br />

von Weiterbildnern und Erwachsenenpädagoginnen nicht berührt sei.<br />

Die Expertise könne nicht auf den Aspekt der Lernprozessgestaltung reduziert<br />

werden – sondern die Aufgabe des Professionellen ist es, zwischen<br />

Lerngegenstand und Lernenden zu vermitteln. Die Expertise von Weiterbildung<br />

ist – so argumentiert Faulstich – unverändert die Wissensvermittlung,<br />

verstanden als Unterstützung der Wissensaneignung Lernender. Aus Sicht<br />

von Professionsvertretern hat der Beruf des Erwachsenenpädagogen/der Erwachsenenpädagogin<br />

drei Tätigkeitsschwerpunkte: Lehren, Beraten, Organisieren<br />

(Faulstich 2001; Fuhr 1992). Insofern ist das Beraten bereits Bestandteil<br />

der erwachsenenbildnerischen Profession (Knoll 1992:269).<br />

Die berufsständische Perspektive der Professionalisierung und die Annahme,<br />

dass der Beruf des Erwachsenenpädagogen einen einheitlichen Expertisekern<br />

habe, tragen nicht zu einer erhellenden Klärung dessen bei, was<br />

erkennbar geworden ist als Differenz des selbstorganisierten Lernens in den<br />

Projekten des Programmschwerpunkts „Lernen in Weiterbildungseinrichtungen“<br />

des Forschungs- und Entwicklungsprogramms „Lernkultur Kompetenzentwicklung“.<br />

Produktiver ist es deshalb, den Wandel der gesellschaftlichen<br />

Problemlösungsstruktur von Erwachsenen- und Weiterbildung zu<br />

betrachten. Dass sich die gesellschaftliche Problemlösungsstruktur wandelt,<br />

wird allerdings erst wahrnehmungsfähig, wenn man die Konstitution von didaktisierten<br />

Lernstrukturen des Funktionssystems strukturanalytisch betrachtet<br />

und analysiert, wie ein jeweiliges Bildungsformat die fundierende Lebenswelt<br />

und den professionell didaktisierten Lernkontext in ein Verhältnis<br />

setzen (Schäffter 2001:221). Schäffter unterscheidet in seiner Theorie der Institutionalisierung<br />

des Erwachsenenlernens zwei Kontextierungen 185 des Lernens:<br />

das sogenannte informelle, d. h. alltagsgebundene Lernen im Lebensund<br />

Arbeitszusammenhang und das professionell gestaltete Lernen in didaktisierten<br />

Lernkontexten des Funktionssystems (Schäffter 2001). Grundlegend<br />

ist hier die systemtheoretische Annahme, dass die lebensweltlichen Sozialstrukturen<br />

das Funktionssystem der Erwachsenen- und Weiterbildung fundieren<br />

und für das Lernen im Lebenslauf sowie die professionelle Didaktisierung<br />

des Lernens Horizontcharakter haben (Schäffter 2001:215).<br />

Lernen findet offensichtlich auch dann statt, wenn Pädagogen die Bühne<br />

(noch) gar nicht betreten haben. Als Folge der historischen Auslagerung des<br />

institutionalisierten Erwachsenenlernens in ein auf Lernförderung speziali-<br />

185 Kontextierung ist nicht mit Kontextualisierung zu verwechseln. Kontextur/Kontextierung<br />

meint in Gotthard Günthers formaler Logik Relevanzbereiche, die nicht aufeinander<br />

zurückführbar sind, wie etwa ‚Beruf/Profession’, ‚Betrieb’ und ‚Institutionalform’. Die für<br />

die vorgetragenen Überlegungen relevante Referenztheorie findet sich in den Diskursen in<br />

Anschluss an die Arbeiten von Günther 1978 insbesondere bei Ort (2007) und bei Schäffter<br />

(1992 und 2001:225).<br />

357

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!