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Organisationsgebundene pädagogische Professionalität - Budrich

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Forschungsprofil<br />

Diese Entwicklung bedroht sowohl das theoretische Selbstverständnis als auch die Praxisrelevanz<br />

der Erziehungswissenschaft/Pädagogik. So erfolgreich das <strong>pädagogische</strong> Programm<br />

der Orientierung an geschlossenen Räumen, in die sich ihre Adressaten freiwillig<br />

oder unter Zwang hineinbegeben haben, lange Zeit auch gewesen sein mag; das inzwischen<br />

existierende und durch die Studie darüber hinaus gewonnene empirische Wissen über das<br />

Lernen Erwachsener im Lebenslauf macht deutlich , dass es zu diesen Modellen alternativer<br />

Beschreibungs- und Gestaltungsmodelle bedarf, und zwar in deskriptiver wie in normativer<br />

Hinsicht, um die <strong>pädagogische</strong> Strukturierung der Aneignung von Welt im Erwachsenenalter<br />

als spezifische Form des Umgangs mit Veränderungserwartungen darstellen zu<br />

können. Deutlich geworden ist auch, dass die Entwicklung alternativer Beschreibungsmodelle<br />

nicht einfach als Fortschreibung vorhandener Begrifflichkeiten, wie Bildung, Erziehung,<br />

Lehren, Lernen, verstanden werden kann (Kade und Seitter 2007:321).<br />

In Bezug auf die Entwicklung des disziplinären Wissens stellen Kade und<br />

Seitter fest, dass die Erziehungswissenschaft zunehmend theoretischer wird,<br />

und zwar paradoxerweise in dem Maße, in dem <strong>pädagogische</strong> Aspekte Eingang<br />

in alle Bereiche des menschlichen Handelns gefunden haben.<br />

Sie [die Erziehungswissenschaft, H. S.] zerlegt die Form und die Formen des Pädagogischen<br />

bis auf ihre Grundelemente, um danach zu versuchen, sie nach allgemeinen Gesetzen<br />

bzw. Mustern, in unserem Falle insbesondere Kommunikation und Wissen, wieder aufzubauen<br />

(Kade und Seitter 2007:321f).<br />

Wenn ich Kade und Seitter an dieser Stelle richtig verstehe, zielt ihr Argument<br />

darauf, dass Erziehungswissenschaft ihre Gegenstandstheorien einer<br />

Revision unterziehen muss/sollte. In ihrer eigenen Forschung zum <strong>pädagogische</strong>n<br />

Wissen gelingt den Autoren die geforderte Zäsur der Begrifflichkeit,<br />

und Lehren, Lernen sowie <strong>Professionalität</strong> werden metatheoretisch unter<br />

Rückgriff auf den systemtheoretischen Kommunikationsbegriff kategorial<br />

neu gefasst.<br />

Als Grundbegriff, der uns geeignet scheint, auch für zukünftige Untersuchungen neue paradigmatische<br />

Akzente zu setzen, schlagen wir den Begriff der Kommunikation vor.<br />

Kommunikation ist inzwischen ein sozialwissenschaftlich grundlegender Begriff (…).<br />

Nach den Erfahrungen in unserem Forschungsprojekt kann mit diesem Konzept das breite<br />

Spektrum empirisch entwickelter Formen, mit denen der individuelle und kollektive Umgang<br />

mit auf Wissen bzw. auf Personen bezogenen Veränderungserwartungen in modernen<br />

Gesellschaften pädagogisch strukturiert wird, differenziert und auf relativ hohem Auflösungsniveau<br />

beschrieben werden (Kade und Seitter 2007:322) (vgl. II 1.3).<br />

Ein Grund für die Wahrnehmung, derzufolge Erziehungswissenschaft theoretischer<br />

wird, könnte auch der sein, dass Erziehungswissenschaft die Beobachtung<br />

des gesellschaftlichen Wandels ihres Praxis- bzw. Forschungsfeldes<br />

nicht unter jenen paradigmatischen Annahmen sowie Gegenstands- und<br />

Grundlagentheorien durchführen kann, mit denen sie die kritisierte Ausrichtung<br />

auf die Berufspraxis in geschlossenen Räumen abgebildet und kategorial<br />

bestimmt hat, der sie ihre Konstitution verdankt. Für das Neue wird erziehungswissenschaftliche<br />

Beobachtung wahrnehmungsfähig durch den Wech-<br />

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