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Organisationsgebundene pädagogische Professionalität - Budrich

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Theoretisches Konstrukt<br />

Handlungssinn vermuten und seinen Forschungsgegenstand entsprechend<br />

konstruieren. Um die Gründe und Ursachen der Handlung zu erfassen, kann<br />

man die Motive, ethischen Postulate und Zielvorstellungen des Handelnden<br />

erkunden. Hierbei kann zwischen Zielen und Intentionen differenziert werden.<br />

Unter Zielen werden Zustände verstanden, die außerhalb des Handelnden<br />

liegen, während die Zustände, Absichten und Strategien einer Person als<br />

Intentionen bezeichnet werden (ebd.:152). Straub kritisiert die einseitige Fixierung<br />

der theoretischen Konzeptualisierung des Handelns an das Zweck-<br />

Mittel-Schema, demzufolge Akteure Handlungen herbeiführen, damit dies<br />

oder jenes eintrete.<br />

Nach dem in der Psychologie dominierenden Begriffsverständnis ist Handlungssinn primär<br />

oder ausschließlich subjektiv, an bewusste oder „potentiell“ bewusstseinsfähige Absichten,<br />

Ziel- oder Zwecksetzungen gebundener Sinn. Dies gilt, wie auch immer andere Gesichtspunkte,<br />

die zur Konstitution, Regulation und zur qualitativen Identität konkreter Handlungen<br />

beitragen, als ergänzende Kriterien in Erwägung gezogen werden. Dadurch wird die<br />

Grundstruktur des intentionalistischen Zweck-Mittel-Schemas nämlich allenfalls garniert,<br />

nicht aber überschritten (Straub 1999:57ff; Hervorh. H. S.).<br />

Straubs Argument weist darauf hin, dass die theoretische Konzeptualisierung<br />

des Handelns eine bestimmte Logik in der Beobachtung und Selbstbeschreibung<br />

des <strong>pädagogische</strong>n Handelns induziert. In S. Kades Qualifizierungskonzept<br />

für Erwachsenenbildnerinnen und -bildner mit dem Titel „Handlungshermeneutik:<br />

Qualifizierung durch Fallarbeit“ finden wir eine Beschreibung<br />

<strong>pädagogische</strong>n Handelns, das die Grundstruktur der intentionalistischen<br />

Handlungserklärung überwinden will (S. Kade 1990). Kade beschreibt hier<br />

folgende Handlungsbedingungen, die das Handeln von Erwachsenenbildnerinnen<br />

in <strong>pädagogische</strong>n Situationen strukturieren (S. Kade 1990:59–64;<br />

Hervorh. H. S.):<br />

1. Handeln ist situationsbezogen.<br />

Das Handeln ist immer an eine Situation gebunden. Die Situation wird<br />

aus der Perspektive der in ihr handelnden Person wahrgenommen, von<br />

einem bestimmten Standort aus erfasst und in dieser Hinsicht gedeutet<br />

(ebd.:59).<br />

2. Die Person ist das Handlungszentrum.<br />

Jede Situationswahrnehmung, jedes Handeln hat sein Wahrnehmungsund<br />

Handlungszentrum in der Person.<br />

3. Situationen sind mehrdeutig und unbestimmt.<br />

Die Mehrdeutigkeit der Handlungssituationen wird durch die Festlegung<br />

von Situationstypen abgesichert, die Konventionen für ein rollen- und<br />

situationsangemessenes Handeln vorschreiben (ebd.:60). Da das<br />

<strong>pädagogische</strong> Handeln nicht ausnahmslos geltenden Gesetzen folgt,<br />

bleibt ein gewisses Maß an Mehrdeutigkeit und Offenheit grundsätzlich<br />

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