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Organisationsgebundene pädagogische Professionalität - Budrich

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Theoretisches Konstrukt<br />

reichend verstanden, wenn man darin ausschließlich das Ergebnis von Routinisierungsprozessen<br />

sieht. Dieser Zustand würde bestenfalls die kritische<br />

Verfassung einer Bildungsorganisation beschreiben, denn in ihrer Formalstruktur<br />

kann der Sinn der Organisation nicht lebendig gehalten werden. Bildungsorganisationen<br />

brauchen einen angemessenen Pegel an Spannung, Herausforderung<br />

oder Reibung. Nur so wird ein Handlungsgewebe aufrechterhalten,<br />

in dem sich seine Akteure, Akteurinnen aufeinander beziehen und<br />

Weiterentwicklungen anstoßen. Weicks Argument, dass die Produktivität der<br />

Sozialform Organisation (Weick bezeichnet sie als ‚organisationale Form’)<br />

sich in den überbrückenden Operationen entfaltet, soll deshalb hier mehr<br />

Aufmerksamkeit erhalten. Unter ‚überbrückenden Operationen’ kann man<br />

sich Akte vorstellen, die das lebendige intersubjektive Verständnis von situierten<br />

Vorgängen in einen semantischen Bedeutungszusammenhang übersetzen<br />

oder die umgekehrt die generische Bedeutung an dem situierten<br />

Fall/Vorgang/Konflikt/der Schnittstelle/Kooperation interpretieren.<br />

Mit dem Akt des Übersetzens wird der Prozess der Bedeutungsbildung<br />

fortgesetzt. In der Organisationstheorie hat sich durchgesetzt, das Organisatorische<br />

jenseits einfacher Vorstellungen eines konsistenten Gebildes in einer<br />

hierarchischen Formalstruktur zu konzipieren. Erst mit diesem Schritt wurde<br />

es überhaupt möglich, Bildungsorganisationen angemessen zu beschreiben.<br />

In letzter Zeit wird der Netzwerkcharakter von Organisationen besonders betont.<br />

Mit der Metapher netzwerkartiger Organisationsstrukturen versucht<br />

man, polyzentrische heterarchische Strukturbildung zu beschreiben und zu<br />

erklären. Die Metapher des Netzwerkes eignet sich außerdem dazu, organisationsübergreifende<br />

Strukturen zu erfassen.<br />

Das Umfeld einer Organisation strukturiert sich als Beziehungen zu Organisationen<br />

und Akteuren. Die Metapher netzwerkartiger Organisationsstrukturen<br />

erhellt die Funktion ‚überbrückender Operationen’ im Prozess des<br />

Organisierens. Organisierte Weiterbildung reproduziert sich nämlich in einer<br />

ausdifferenzierten institutionellen Verknüpfungsstruktur didaktischer Sinnebenen<br />

(ordnungspolitische, einrichtungsspezifische, administrative, fachdidaktische,<br />

in Lernprozessen situierte, in alltäglichen Verwendungssituationen<br />

situierte usw.). Für den Wertschöpfungsprozess organisierter Weiterbildung<br />

ergibt sich aus der Differenz der Sinnebenen sowie aus der Diversität der<br />

Sprachspielgemeinschaften beteiligter Stakeholder kein Nachteil. Für das Gelingen<br />

der Koordination organisierter Weiterbildung sind allerdings überbrückende<br />

Operationen unabdingbar: Immer wieder bleibt es an unterschiedlichen<br />

Schnittstellen erforderlich, unbestimmte und mehrdeutige Situationen<br />

zu bearbeiten. So stellt aus meiner Sicht die generelle Gleichsetzung generischer<br />

Bedeutungsstrukturen mit Kontrolle eine Engführung dar, wenn man in<br />

300<br />

tion, d. h. der Überführung bewährter Praxis in Routinen, und durch Reflexion, d. h. das<br />

Überdenken problematisch gewordener Problemlösestrategien“ (Dewe 2002:25).

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