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Organisationsgebundene pädagogische Professionalität - Budrich

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Theoretisches Konstrukt<br />

2.3.3 Kulturtheoretische Modellierung<br />

Damit kommt der formaltheoretische Vergleich unterschiedlicher Modellierungen<br />

des Handelns zum Abschluss. Das kulturtheoretische <strong>Professionalität</strong>sverständnis<br />

vollzieht die kulturtheoretische Wende der Sozialwissenschaften<br />

mit bzw. nach. Deshalb wird an dieser Stelle präzisiert, worin die<br />

Differenz zwischen der handlungswissenschaftlichen und der kulturtheoretischen<br />

Auffassung <strong>pädagogische</strong>n Handelns besteht.<br />

Kulturtheoretisches Denken richtet sich gegen eine subjektivistische und<br />

individualistische Fassung von ‚Sinn’ und ‚Bedeutung’ (Straub 1999:183).<br />

Pädagogisch Handelnde werden nicht mehr als intentional handelnde Akteure<br />

betrachtet, deren Handlungen subjektiv sinnhaft sind, sondern als Teilhabende<br />

an einer bestimmten, mittels sozialer Praktiken institutionalisierten Praxis<br />

bzw. Kultur (Straub 1999: 184 im Rückgriff auf Knorr-Cetina 1988). Ihre<br />

Handlungen werden von einem transindividuellen Bedeutungssystem her gedacht.<br />

Pädagogisch Handelnde „stehen unter dem Zwang Bedeutungen zu<br />

produzieren, zu transformieren und repräsentieren“ (Straub 1999:184). Die<br />

symbolischen Ordnungen des Sinns gehen dem intentionalen Handeln oder<br />

dem normorientierten Handeln der Akteure voraus (ebd.).<br />

Kulturtheoretisches Denken überwindet die Subjekt-Objekt-Dichotomie<br />

handlungswissenschaftlichen Denkens. Hier wird dem subjektiven (gemeinten)<br />

Sinn von Handlungen ein objektiver Sinn sozialer Handlungen gegenübergestellt,<br />

der durch gesellschaftliche Institutionen bestimmt wird. Letztlich<br />

läuft die Subjekt-Objekt-Differenz darauf hinaus, zu begründen, wie sich<br />

subjektiver Sinn und objektiver sozialer Sinn wechselseitig bedingen. 81 Kulturtheoretisches<br />

Denken hingegen geht davon aus, dass Kultur ein Repertoire<br />

handlungsrelevanter Wissens- und Bedeutungsbestände bietet und dass Akteure<br />

wissend sind und im Sinne des doing culture kompetent handeln. Im<br />

Rückgriff auf die dargelegten Handlungstypologien kann der Kulturbegriff<br />

für wissenschaftliche Handlungsanalysen präzisiert werden (Straub<br />

1999:185):<br />

Kultur als ein handlungsrelevantes, transindividuelles Wissens-, Zeichen- oder Symbolsystem<br />

besteht aus:<br />

81 Ein Beispiel ist die Handlungserklärung von Luckmann: „Handlungen sind doppelsinnig:<br />

sie vollziehen sich konkret in bezug auf einen Entwurf und können nachträglich nach<br />

verschiedenen subjektiven Relevanzsystemen gedeutet werden. Soziale Handlungen haben<br />

jedoch einen objektiven, durch gesellschaftliche Institutionen bestimmten Sinn. Dieser ist,<br />

wie die Institutionen selbst, vom subjektiven Sinn von Handlungen mitbestimmt: in<br />

historischen Handlungsvollzügen. Mitbestimmt, jedoch keineswegs aus ihnen ableitbar.<br />

Institutionen sind nicht schlichte Aggregate subjektiven Sinns. Andererseits ist der<br />

subjektive Sinn von Handlungen immer auch vom objektiven Sinn, der durch<br />

gesellschaftliche Institutionen zwanghaft mitgegeben ist, abhängig. Er steht in einem<br />

rekonstruierbaren Zusammenhang mit diesem“ (Luckmann 1991:521).<br />

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