30.12.2013 Aufrufe

Organisationsgebundene pädagogische Professionalität - Budrich

Organisationsgebundene pädagogische Professionalität - Budrich

Organisationsgebundene pädagogische Professionalität - Budrich

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

Theoretisches Konstrukt<br />

Beruflichkeit auch im Modus flexibler Formen der Kompetenzentwicklung zur Geltung zu<br />

bringen wäre die wohl konsequenteste Position, die die Berufs- und Wirtschaftspädagogik<br />

einnehmen könnte, sofern sie am Prinzip der Beruflichkeit festhalten und dennoch vermeiden<br />

möchte, den Anschluss an die Modernisierungsanforderungen der Arbeitswelt zu verlieren<br />

(Kutscha 2008: 8; Hervorh. i. O.).<br />

Die Unterscheidung zwischen Beruf und Beruflichkeit ermöglicht neue<br />

Denk- und Handlungsspielräume (Kutscha 2008:7). Während der Begriff<br />

‚Beruf’ ein gesellschaftlich legitimiertes Arbeitskraftmuster bezeichnet, wird<br />

unter ‚Beruflichkeit der Arbeit’ das den empirischen Berufen zugrunde liegende<br />

Formprinzip der Reproduktion und Innovation des gesellschaftlichen<br />

Arbeitsvermögens verstanden. Beruflichkeit impliziert kultivierte Arbeit, die<br />

entsprechend einen individuellen Bildungsprozess erfordert. Das Prinzip der<br />

Beruflichkeit der Arbeit kann auch im Modus flexibler Formen subjektiver<br />

Kompetenzentwicklung zur Geltung gebracht werden (ebd.). Kutscha postuliert<br />

eine „Flexibilisierung unter dem Anspruch der Beruflichkeit“, denn das<br />

Prinzip der Beruflichkeit der Arbeit soll bei aller notwendigen Flexibilisierung<br />

weiterhin seine Bindekraft als Sinnstruktur für die Entwicklung und<br />

Aufrechterhaltung subjektiver Erwerbsbiografien entfalten (Kutscha 2008: 7).<br />

Das tradierte Berufskonzept implizierte eine gesellschaftliche Ordnung und<br />

Berufe als Garanten für den Erwerb und die Veräußerung eines kollektiven<br />

Arbeitsvermögens. Nur so konnte der Beruf als Besitzstand gedeutet werden<br />

(Harney 1998: 108). Vor diesem Hintergrund stellt die Individualisierung des<br />

Arbeitsvermögens eine enorme Verschiebung der Bedeutung des Begriffs<br />

und der Institution des Berufs dar. Der lebensgeschichtliche individuelle<br />

Kompetenzerwerb ist in wechselnde institutionalisierte bzw. organisationale<br />

Kontexte eingebettet – und wird auch als Institutionalisierung des individualisierten<br />

Arbeitsvermögens von Fachkräften in der Erwachsenen- und Weiterbildung<br />

durch sie selbst fassbar. In den Konzepten des Arbeitskraftunternehmers,<br />

der Freiberuflerin, der festen freien Mitarbeiterin, des Selbstmarketings,<br />

der Karriereplanung, des Portfolios oder des strategisch denkenden<br />

Mitspielers in der Organisation kommt diese Dimension – nämlich der<br />

Selbst-Institutionalisierung des eigenen Arbeitsvermögens – zum Ausdruck.<br />

Wie zu sehen ist, führt die Reflexion einer Kontextur aus der Perspektive<br />

des Rejektionswerts dazu, dass vertraute Vokabulare und Annahmen reflektiert<br />

und neu bestimmt werden. Die Reflexion der Kontextur ‚Betrieb’ im Rejektionswert<br />

der gesellschaftlichen Institution regt beispielsweise dazu an,<br />

das betriebswirtschaftliche Paradigma zu überschreiten und die Sozialität<br />

bzw. Kulturalität der Unternehmung bzw. der öffentlichen Einrichtung einzubeziehen<br />

(vgl. II 5). Wird das ‚Subjekt’ als Reflexionsinstanz zur Klärung<br />

der strukturellen Kopplung zwischen Funktionssystem, Organisation und<br />

Leistungen der Organisation für Systeme der Umwelt einbezogen, so verändert<br />

sich auch die Beschreibung dieser Relation (vgl. II 3.2). <strong>Professionalität</strong><br />

81

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!