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Organisationsgebundene pädagogische Professionalität - Budrich

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Zonen der Transformation<br />

Community of Practice, damit überhaupt organisationsspezifische Lernerfahrungen<br />

möglich werden, die darauf aufbauend als systemische Fähigkeiten<br />

der Bildungsorganisation zur Wirkung kommen (vgl. II 4.2 und II 4.3). Aus<br />

Sicht von Willke muss eine Organisation dafür sorgen, „dass sie sich einen<br />

zusammenhängenden Erfahrungskontext schafft und lebendig hält“ (Willke<br />

2001:35). Diesen zusammenhängenden Erfahrungskontext beschreibt Willke<br />

als ein Koordinatengefüge – bei dem an bestimmten Stellen, dort wo sich Informationen<br />

und Wissen zu Erfahrung verdichten, ein neues systemisches<br />

Wissen entsteht. Die Geschäftsführerin nimmt in der Position der Beobachterin<br />

am Erfahrungslernen des Teams Anteil. Indem sie die diversen Erfahrungen<br />

interpretiert, die an unterschiedlichen Stellen des Netzwerkes bei der<br />

Übersetzung des selbstorganisierten Lernens in die Fortbildungen und Lernarrangements<br />

des IT-Zentrums gemacht werden, wird das systemische Wissen<br />

der Bildungsorganisation erzeugt, das die Organisation an anderen Stellen<br />

des Netzwerkes in Kommunikationen einbinden kann: Sie übersetzt die<br />

Erfahrungen in Gestaltungswissen, das bei der Entwicklung neuer Projekte<br />

zum Einsatz kommt (Fallerzählung 2):<br />

E: Die GF führt aus (gf 179): „Wir können – also im Grunde genommen – spiegelt sich ja<br />

[hier] der Prozess, den wir [im SOL-Projekt] gemacht haben, der spiegelt sich jetzt in all<br />

diesen andern Bereichen. Also wir können Selbstorganisation nicht aufoktroyieren. Wir<br />

können nicht sagen: ‚Jetzt passiert das hier mal selbstorganisiert.‘ Das geht nicht. Das<br />

heißt, es ist immer wieder das Finden einer Balance, die Umgebung anders zu gestalten,<br />

damit es [das selbstorganisierte Lernen] stattfinden kann. Es [das selbstorganisierte Lernen]<br />

ist aber häufig auch noch eine Mischung, mit anderen Methoden oder Vorgaben traditionellen<br />

Lernens. (Pause) (…) Und es ist natürlich auch so, dass es ideologische Hürden oder<br />

Widerstände zu überwinden gilt. Weil, was ich so mitkriege in Diskussionen ist, dass viele<br />

Leute glauben, das [selbstorganisierte Lernen] geht nur mit hochqualifizierten Zielgruppen.<br />

(…) Und da haben zum Beispiel die beiden Kolleginnen, die im Knast arbeiten, das Gegenteil<br />

bewiesen. Es geht auch. Du musst es nur anders machen. Du musst auch das selbstorganisierte<br />

Lernen immer personen- oder zielgruppenadäquat machen. Auch selbstorganisiertes<br />

Lernen ist kein Konzept- kein- kein Rezept, wo du sagst, das funktioniert so oder so.<br />

Sondern es geht schon ein Stück für mich in die Richtung der Individualisierung. Und das<br />

muss man sich dann genau angucken. (Pause) Also musst du gestaltend so eingreifen oder,<br />

ja, gestalten, dass die Individualisierung nicht als Vereinzelung rauskommt beziehungsweise<br />

[so gestalten], dass gesellschaftlich oder, ich benutze mal dieses abgenutzte Wort, kollektive<br />

Strukturen trotzdem noch klar werden. Weil das ist ja unser alter politischer Anspruch<br />

[des IT-Zentrums], zu sagen: ‚Es geht auch darum, Strukturen zu verändern.‘ Je<br />

stärker wir uns natürlich auf das Individuum einlassen, umso mehr droht die Gefahr, dass<br />

wir das aus den Augen verlieren. Also ich glaube, es muss eine neue Balance gefunden<br />

werden“, sagt die GF, die wiederholt seit vielen Jahren und erfolgreich innovative Projekte<br />

für Zielgruppen in Netzwerkstrukturen zusammen mit den Kollegen und Kolleginnen des<br />

IT-Zentrum entwickelt und realisiert.“<br />

Im IT-Zentrum ist das Wissen insofern ‚Produktivkraft’ (Stehr 2001), als es<br />

Grundlage der Projektakquise ist. Die Geschäftsprozesse erfordern ein konzeptionelles<br />

Expertenwissen, das über die Routinen und den Status quo der<br />

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