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Organisationsgebundene pädagogische Professionalität - Budrich

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Theoretisches Konstrukt<br />

meneutik“ (Oevermann 1980) 66 und auf Bergers und Luckmanns wissenssoziologischer<br />

Theorie der sozialen Konstruktion gesellschaftlicher Wirklichkeit<br />

(Berger und Luckmann 1980). In einem Handlungsmodell, das die individuelle<br />

Person als Zentrum der Handlung begreift, versucht S. Kade<br />

Normen, implizite Wissensstrukturen und Routinen als handlungsorientierende<br />

Wissensbestände „gegen“ die Vorstellung zu rehabilitieren, das <strong>pädagogische</strong><br />

Handeln sei ein subjektiv bewusster absichtsvoller Akt. Es entsteht<br />

66 Wagner (1998) arbeitet das Profil der objektiven Hermeneutik heraus. Die objektive<br />

Hermeneutik verfügt über einen sozialwissenschaftlichen Textbegriff. „Alles, was in der<br />

menschlichen Lebenswelt generiert, kann als Text betrachtet werden. Insofern wird denn<br />

auch von der Textförmigkeit sozialer Wirklichkeit geredet. Pädagogische Interaktionen in<br />

welchen spezifischen <strong>pädagogische</strong>n Feldern auch immer sind eine Form textförmiger<br />

Wirklichkeit“ (Wagner 1998:50). Texte sind in der Methodologie sozialwissenschaftlicher<br />

Rekonstruktion materialer Träger latenter Sinnstrukturen. Gegenstand der objektiven<br />

Hermeneutik sind objektive Sinnstrukturen sozialen Handelns. Zu den objektiven<br />

Sinnstrukturen gehört der gattungsgeschichtliche Übergang von Natur zu Kultur, der sich in<br />

konstituierenden Regeln (z. B. Inzesttabu) manifestiert und sich historisch in einem<br />

Spektrum emergierender Regeltypen entfaltet (Wagner 1998:47). Regeln können universal<br />

und invariant und historisch und variabel sein. „In Anlehnung an M. Maus, Cl. Lévi-Strauss<br />

und G.H. Mead wird von der Regel als Regel bzw. Grundregel von Sozialität geredet. [...]<br />

Ausgehend von der Grundregel der Sozialität als zweckfrei sich reproduzierender<br />

Reziprozität ist von einem ganzen Geflecht von die objektive Sinnstruktur generierenden<br />

Regeltypen auszugehen. Zu diesen zählen u. a. die universellen Regeln der Grammatik,<br />

Pragmatik, Logik und Moral, die universellen Normen der Ethik, historisch-gesellschaftlich<br />

und lebensweltlich spezifische Normen. Es handelt sich um eine hierarchisch geordnete<br />

Architektonik von relativ autonomen und dialektisch sich einander bedingenden<br />

Strukturierungsebenen“ (Wagner 1998:48). Auf der Basis der genannten Prämissen wird<br />

davon ausgegangen, dass sich in einer aktuellen Interaktion objektive Sinnstrukturen<br />

konstituieren (ebd.). Oevermann rekurriert auf den Mead’schen Sinnbegriff. Sinn entsteht<br />

demzufolge im sozialen Akt (ebd.). Der Sinn des sozialen Akts ist objektiv und nicht<br />

subjektiv bestimmt. „Die von Individuum A gesetzte Geste führt zu einer Reaktion von<br />

Individuum B auf diese. Damit kommt zunächst einmal eine dyadische Beziehung<br />

zustande. Aus der objektiven dyadischen Relation emergiert aber gleichsam ein Drittes, d. i.<br />

die objektive latente Sinnstruktur. Struktural betrachtet erfolgt die Konstitution von Sinn in<br />

der triadischen Relation des sozialen Aktes. Diese objektive Sinnstruktur ist immer schon<br />

da, auf der Folie generativer Regeln und versprachlichter Interaktionen erzeugt, mit<br />

objektiver Rationalität versehen. Es handelt sich um ein Amalgam von universalen und<br />

historischen Strukturen, das als Gesamtmenge sinnlogisch wohlgeformte Handlungen und<br />

Äußerungen erzeugt“ (Wagner (2001:51).<br />

„Da diese objektive Sinnstruktur in der unmittelbaren Gegenwart erzeugt wird, ist sie<br />

latent, d. h. die Individuen A und B können in der aktuellen Gegenwart noch gar nicht über<br />

dieses ihr interaktives Produkt verfügen. Dies ist erst möglich, wenn die Gegenwart zur<br />

Vergangenheit geworden ist, d. i. in der Rekonstruktion. Für die Oevermannsche Kategorie<br />

des Sinns sind also Objektivität und Latenz konstitutiv. Insofern kann er denn auch von<br />

einer objektiven, latenten Sinnstruktur oder präziser von einer interaktiv emergenten,<br />

objektiv latenten Sinnstruktur reden“ (Wagner 1998:49). Das Erkenntnisinteresse der<br />

hermeneutischen Erfahrungswissenschaft gilt der Rekonstruktion der objektiven<br />

Fallstrukturgesetzlichkeit (Wagner 2001:51).<br />

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