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Organisationsgebundene pädagogische Professionalität - Budrich

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Theoretisches Konstrukt<br />

Im Hinblick auf die Fallanalyse lässt sich an dieser Stelle schon sagen, dass<br />

bei der Rekonstruktion und Einzelanalyse empirisch nachweisbarer Formen<br />

der <strong>Professionalität</strong>sentwicklung ebenfalls von einer triangulären, dreiwertigen<br />

Struktur ausgegangen werden kann. Im Zusammenspiel der triangulären<br />

Struktur von <strong>Professionalität</strong> lassen sich Personal-, Organisations- und Institutionsentwicklung<br />

in Weiterbildungseinrichtungen als integrierte Prozesse<br />

der Subjektbildung und Strukturbildung beschreiben und in ihrer Entwicklung<br />

bzw. in ihrer Veränderungsdynamik rekonstruieren (vgl. III 3). 51<br />

Das Konzept der „<strong>Professionalität</strong> Lebenslangen Lernens“ (Kade und<br />

Seitter 2005) öffnet sich zur Seite sozialer Praktiken der Selbstbeobachtung<br />

und des Selbstlernens. Es löst sich vom Prinzip der komplementären Klienten-Professionellen-Rollen<br />

und geht davon aus, dass <strong>pädagogische</strong> Rollensegmente<br />

temporär und situativ von einem immer größeren Personenkreis<br />

übernommen werden (Kade und Seitter 2005:335). Die hier vorgestellte Perspektive<br />

organisationsgebundener <strong>Professionalität</strong> schlägt an dieser Stelle<br />

vor, die Erzeugung <strong>pädagogische</strong>n Wissens im Modus der Selbstbeobachtung<br />

als eine Variante bzw. als eine Steigerung zu verstehen, in der sich <strong>Professionalität</strong><br />

als tätigkeitsintegrierte Form des Kompetenzerwerbs entwickelt. Unter<br />

den Vorzeichen des neuen Konzepts von Beruflichkeit als regulatives Prinzip<br />

flexibler Kompetenzentwicklung (Kutscha 2008:7) wird die von Kade und<br />

Seitter beobachtete Etablierung des Selbstbeobachtungshabitus’ als eine allgemeine<br />

Form der <strong>Professionalität</strong>sentwicklung anerkannt. Diese Form der<br />

<strong>Professionalität</strong>sentwicklung ist immer schon genuiner Bestandteil des Berufskonzepts,<br />

das eine individuelle Professionalisierung der Pädagogen und<br />

Pädagoginnen voraussetzt (Nittel 2004). Im Konzept des reflexiven Praktikers<br />

hat Schön (1983) die Differenz zwischen dem systematischen, wissenschaftlich<br />

erzeugten Fachwissen und dem handlungsleitenden Expertenwissen<br />

neu ins Verhältnis gesetzt. Das eingesetzte Wissen der wissenschaftlich<br />

ausgebildeten Experten ist nicht disziplinär geordnet, sondern ein dynamisches<br />

Erfahrungswissen, da das in der Praxis gewonnene Erfahrungswissens<br />

51 Um zu vermeiden, dass das Denken erneut in eine identitätslogische Perspektive driftet, soll<br />

eine andere denkbare Praxis kurz angezeigt werden, die ebenfalls als Zusammenspiel einer<br />

triangulären Struktur rekonstruiert werden könnte: Nehmen wir an, in einem Unternehmen<br />

kommt es zunehmend zu einer Entgrenzung der Personalentwicklung, und in einem Prozess<br />

der Bedeutungsbildung beginnen Führungskräfte, das Konzept der ‚Lernenden<br />

Organisation’ auf ihre Führungsarbeit anzuwenden. Das Aufgabenverständnis personaler<br />

Führung erweitert sich ebenfalls, und Vorgesetzte bekommen es mit Fragen der Personalentwicklung<br />

zu tun. In der Rekonstruktion könnte der Fokus auf die Frage gerichtet<br />

werden, wie die <strong>pädagogische</strong>n Praktiken und die Erfahrungen der Führungskräfte rekursiv<br />

auf die subjektgebundene, reflexiv individualisierte Beruflichkeit des Arbeitsvermögens<br />

zurückwirken. Organisation kommt ins Spiel, wenn reflektiert wird, in welcher historisch<br />

und kontextuell situierten Phase des Organisationswandels die Institutionalform<br />

Lebenslangen Lernens transformiert. Die Kontextur ‚Betrieb’ wird zu beobachten sein, um<br />

die Verknüpfung von Lernen und Arbeiten zu erfassen.<br />

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