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Organisationsgebundene pädagogische Professionalität - Budrich

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Theoretisches Konstrukt<br />

Modell der impliziten Integration von Hintergrundbewusstsein und fokaler<br />

Gestalt bei Polanyi<br />

Nach Polanyi ist das implizite Wissen ein Akt des Erkennens im Tun – kein<br />

Gefüge von Propositionen, sondern eine implizite Integration von subsidiärem<br />

Hintergrundbewusstsein und Fokus (Neuweg 1999:188). Das Fokalbewusstsein<br />

ist das bewusste Erleben des Subjekts; der Gegenstand des Fokalbewusstseins<br />

übernimmt die Funktion der Aufmerksamkeitsrichtung. Das<br />

subsidiäre Hintergrundbewusstsein „fungiert als Schlüssel, mit dem wir aufschließen<br />

oder erreichen, was im Fokus unseres Interesses liegt“ (ebd.). Das<br />

Subjekt – der Wissende – konstruiert „etwas“ aus dem Gefüge des Hintergrundbewusstseins<br />

und integriert somit Subsidien und Fokus.<br />

Das subsidiäre Hintergrundbewusstsein wird „registriert oder benutzt,<br />

aber nicht als es selbst wahrgenommen“ (Neuweg 1999:189). Hintergrundbewusst<br />

ist eine funktionale Zurechnung des Bewusstseins. Hintergrundbewusst<br />

ist nicht weniger bewusst als der fokal bewusste Term – entscheidend<br />

ist die Funktion in der impliziten Integration: Es werden Erfahrungen funktional<br />

wirksam, ohne erinnert zu werden (ebd.:193). Hintergrundbewusstsein<br />

bedeutet nicht Unterbewusstsein, denn – jenseits der impliziten Integration in<br />

einem Akt des Erkennens im Tun, in dem es subsidiär wirkt – das Hintergrundbewusstsein<br />

ist in unterschiedlichem Maße bewusstseinsfähig<br />

(ebd.:194). Das subsidiäre Hintergrundbewusstsein kann in einem Akt der<br />

impliziten Integration mit unterschiedlichen Bewusstseinsintensitäten verbunden<br />

sein (ebd.). Subsidiäre Komponenten können als neuronale Prozesse<br />

unbewusst bleiben, als Kontextfaktoren diffus bewusst werden oder als Gegenstand<br />

in einem Problemfeld voll bewusst sein. So kann Organisation im<br />

Hintergrundbewusstsein eines/einer Lehrenden diffus bewusst sein, eine<br />

Teilnehmerstatistik stellt hingegen einen bewussten Term dar, der in der fokalen<br />

Erfahrung der Interpretation und Bewertung der Daten jedoch im Hintergrundbewusstsein<br />

implizit aufgehoben ist.<br />

Polanyis tacit-knowing-Konzept basiert auf der gestalthaften Organisation<br />

des Wissens. So ist die Differenz zwischen dem artikulierten Wissen und<br />

dem tacit knowing kein referenzieller Unterschied, denn bei beiden Wissensformen<br />

ist eine „von-zu-Struktur“ im Erkenntnisprozess auffindbar. Das Implizite<br />

hat aber nach Polanyi Vorrang: Alles Wissen wurzelt im impliziten<br />

Wissen, das nicht vollständig expliziert werden kann. Das explizite Denken<br />

beruht auf einer „informellen Fähigkeit, Wirklichkeit in ein explizites System<br />

abzubilden und die Ergebnisse expliziter Operationen wieder auf Wirklichkeit<br />

zurück zu beziehen“ (Neuweg 1999:139). Alle wissenschaftlichen Theorien<br />

fungieren als fundierender proximaler Term im Tun (z. B. Anwendung<br />

eines didaktischen Konzepts bei der Planung eines Arrangements) und sind<br />

„nur“ einverleibter Interpretationsrahmen, den wir im Akt der impliziten Integration<br />

selbst nicht sehen (ebd.:139).<br />

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