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Organisationsgebundene pädagogische Professionalität - Budrich

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Fallstudie<br />

Das Projekttagebuch dokumentiert die Wirklichkeit, die in einer Beratungseinheit<br />

kommunikativ und körperlich-mimetisch zwischen den Akteuren und<br />

Akteurinnen entstanden ist. Die Dokumentation ist eine Kommunikation des<br />

Forschungsverbunds im Programm „Lernkultur Kompetenzentwicklung“.<br />

Deshalb wurde sie auch von der Geschäftsführerin gelesen und hin und wieder<br />

auch kommentiert, bevor sie an die wissenschaftliche Begleitung weitergereicht<br />

wurde. Manchmal veränderte die Geschäftsführerin den sprachlichen<br />

Ausdruck in einer Beschreibung oder eine Bezeichnung. Sie ergänzte die Beschreibung<br />

nicht. Das Projekttagebuch ist also der Bericht der externen Beraterin,<br />

der geringfügig an die Selbstbeschreibung des IT-Zentrums angeglichen<br />

wurde – um Details, die die Beraterin nicht wissen konnte. Die Tatsache<br />

allein, dass es sich beim Projekttagebuch um eine Kommunikation im Forschungsverbund<br />

handelte, führte dazu, dass die Beraterin nicht ihre eigenen<br />

Notizen, also die für sie relevanten Eindrücke und Schlussfolgerungen festgehalten<br />

hat. Sie hat stattdessen die performativ entstandene Wirklichkeit in<br />

eine intersubjektiv verständliche und nichtbewertende Beschreibung übersetzt.<br />

Die Lernbegleiterin hatte ja zunächst eine ‚performative Einstellung’<br />

(Bohnsack 2007:130) zum Geschehen, das sie sich schon im Handlungsvollzug<br />

verständlich gemacht hat. Das Projekttagebuch erzwang die distanzierende<br />

Haltung einer Beobachterin, die das Handlungsgeschehen, in das sie selbst<br />

involviert war, in einer Selbstbeschreibung so objektiviert, dass sie intersubjektiv<br />

zwischen mehreren Akteuren verständigt werden kann. Sie selbst erlebte<br />

diesen Vorgang beim Verfassen des Projekttagebuchs als Sinnverlust –<br />

andererseits ist sie im Rückblick erstaunt, wie informativ das Projekttagebuch<br />

als Datenquelle dennoch ist. Nach jeder Beratungsleistung konzentrierte sie<br />

sich auf diese Übersetzungsarbeit. Ihre retrospektiven Beschreibungen verstärken<br />

das Beschriebene, weil sie insbesondere bei der Beraterin sukzessive<br />

ein begrifflich explizites Bild davon erzeugen, wie die 122 Beratungsleistungen<br />

zusammenhängen (vgl. Kapitel V).<br />

Als Beispiel zitiere ich einen Auszug aus dem Projekttagebuch, in dem<br />

der Startworkshop des zwölfwöchigen Online-Coachings zu webgestütztem<br />

Lehren und Lernen dokumentiert wird.<br />

Was? Einführung des Online-Coachings im IT-Zentrum<br />

Wann? 30.10.2001<br />

Sozialform: Workshop<br />

Beteiligte (Funktion/Status):<br />

Die Leitung des IT-Zentrums: Frau K. und Frau M., 9 Mitarbeitende des IT-Zentrums<br />

Die Beraterinnen Frau S. und Frau P.<br />

Die Moderatorin des Online-Coachings Frau T.<br />

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