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Organisationsgebundene pädagogische Professionalität - Budrich

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Fallstudie<br />

kein Rezept, wo du sagst, das funktioniert so oder so. Sondern es geht schon<br />

ein Stück für mich in die Richtung der Individualisierung. Und das muss man<br />

sich dann genau angucken. (Pause) Also musst du gestaltend so eingreifen<br />

oder, ja, gestalten, dass die Individualisierung nicht als Vereinzelung rauskommt<br />

beziehungsweise [so gestalten], dass gesellschaftlich oder, ich benutze<br />

mal dieses abgenutzte Wort, kollektive Strukturen trotzdem noch klar<br />

werden. Weil das ist ja unser alter politischer Anspruch [des IT-Zentrums],<br />

zu sagen: ‚Es geht auch darum, Strukturen zu verändern.‘ Je stärker wir uns<br />

natürlich auf das Individuum einlassen, umso mehr droht die Gefahr, dass wir<br />

das aus den Augen verlieren. Also ich glaube, es muss eine neue Balance gefunden<br />

werden“, sagt die GF, die wiederholt seit vielen Jahren und erfolgreich<br />

innovative Projekte für Zielgruppen in Netzwerkstrukturen zusammen<br />

mit den Kollegen und Kolleginnen des IT-Zentrum entwickelt und realisiert.<br />

K: Mit Sicherheit greift es zu kurz, generische Bedeutungsstrukturen als<br />

sozial sedimentierte kognitive Schemata oder Skripte zu beschreiben, angemessener<br />

ist es, von einem ‚doppelseitigen Repertoire‘ zu sprechen. Pädagogische<br />

Praktiken werden von symbolischen Wissens- und Bedeutungsbeständen<br />

gerahmt. Wie zu sehen ist, handelt es sich hier um ein flexibles narratives<br />

Gewebe, das die kulturellen Annahmen eines soziales Raumes aushandelt<br />

(z. B. hier die kulturelle Annahme, ob das selbstorganisierte Lernen von Bildungsbenachteiligten<br />

akzeptiert wird) und das die Erfahrungen tradiert, sodass<br />

in dem narrativen Gewebe auch die Geschichtlichkeit der Weiterbildungseinrichtung<br />

verstanden wird. Im Horizont der vergangenen Ereignisse<br />

und Geschichten schließen weitere Geschichten an. Im Blick nach vorn wird<br />

von der auftauchenden Zukunft erwartet, dass man eine neue Balance zwischen<br />

der Individualisierung des Lernens und Strukturen gesellschaftlicher<br />

Vorsorge für das Lebenslange Lernen finden muss. In einigen Jahren wird<br />

man erzählen können, wie dies gelingen bzw. nicht gelingen konnte.<br />

E: Die LB erinnert jetzt die GF daran, dass das erreichte Ergebnis zu Beginn<br />

des Projekts nicht sicher war. Daraufhin antwortet die GF, es sei für sie<br />

immer klar gewesen (gf 206), „dass es ein offener Prozess ist“. Nichtsdestotrotz<br />

hatte sie eine klare Vorstellung von dem zu erreichenden Ergebnis, was<br />

sich verändern sollte. Es sollte ein (gf 195) „vermarktbares Ergebnis“ herauskommen.<br />

Hätte sie ein bestimmtes Ergebnis vorgegeben, wäre sie damit in<br />

Widerspruch zum Ansatz des selbstorganisierten Lernens geraten (gf 199):<br />

„Du kannst nicht sagen, es geht um selbstorganisiertes Lernen, aber eine Person,<br />

die per Funktion das im Prinzip tun könnte, bestimmt das Ergebnis.“ Im<br />

Verlauf des SOL-Projekts hat sich die GF wiederholt damit beschäftigt, dass<br />

es sich um einen selbstorganisierten Entwicklungsprozess handeln sollte –<br />

beispielsweise, wenn eine (gf 206) „Schleife zu nehmen war, die sich nicht<br />

gewünscht hätte, die aber sicherlich wichtig war“. (lb 218) „Wie war das für<br />

dich?“, fragt die LB und spricht von sich selbst, denn auch für sie war es eine<br />

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