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Organisationsgebundene pädagogische Professionalität - Budrich

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Theoretisches Konstrukt<br />

kollektiven Zielen, die Individuen situationsspezifisch konkretisieren und als Akteure<br />

übernehmen und verfolgen können;<br />

kulturspezifischen Handlungsregeln, insbesondere bestimmten sozialen Normen (Aufforderungs-<br />

bzw. Bewertungsnormen oder Werte);<br />

einem kulturspezifischen Reservoir an Geschichten, durch die die Angehörigen der Kultur<br />

ihre Identität, ihr kollektives und individuelles Selbst- und Weltverständnis bilden, artikulieren<br />

und tradieren.<br />

Ziele, Regeln, Normen und Werte sowie Geschichten, die in einer Kultur kursieren und das<br />

Handeln bestimmen, müssen keineswegs eine sprachsymbolische oder diskursive Gestalt<br />

besitzen. Sie sind im Handeln häufig implizit und allenfalls in der Form von Spuren oder<br />

Anzeichen präsent. Ebenso können sie in nicht-sprachlichen Symbolen verkörpert sein.<br />

Symbole verweisen auf kulturelle Sinn- und Bedeutungssysteme. Auch sie können als Anzeichen<br />

von etwas oder als eine Spur, deren Verfolgung zu kulturellen Überlieferung-,<br />

Sinn- und Bedeutungszusammenhänge führt, aufgefaßt werden.<br />

Ein kulturtheoretisch motiviertes Interesse am professionellen Handeln von<br />

Pädagogen verzichtet auf eine Vereinheitlichung der Kultur und geht davon<br />

aus, dass differente Institutionalformen bzw. Lehr-Lernkulturen und entsprechende<br />

soziale Praktiken ausgemacht werden können. An dieser Stelle sei<br />

noch einmal daran erinnert, dass die Bestimmung einer einheitlichen Strukturlogik<br />

<strong>pädagogische</strong>n Handelns in der Weiterbildung im Kontext des Professionalisierungsdiskurses<br />

angestrebt wurde, aber letztendlich strittig blieb.<br />

Es gibt nicht die eine „Berufskultur“ von Erwachsenen- und Weiterbildung,<br />

sondern gesellschaftlich institutionalisierte Lernkulturen und entsprechende<br />

Berufskultur(en).<br />

2.4 <strong>Professionalität</strong>: Die kulturtheoretische Perspektive<br />

Es wurde bisher argumentiert, <strong>pädagogische</strong> <strong>Professionalität</strong> sei eine Sozialform<br />

des Arbeitsvermögens, die im Modell einer triangulären Struktur von<br />

Subjekt, Organisation und Gesellschaft als ein relationales Konstrukt beschrieben<br />

werden kann. Die kulturtheoretische Pointe ist nun, dass das Arbeitsvermögen<br />

nicht individualistisch als eine intrapersonelle psychische<br />

Struktur erworbener Dispositionen definiert wird. Aus kulturtheoretischer<br />

Sicht wird nämlich nicht nur das Handeln, sondern auch das Arbeitsvermögen<br />

von einem transindividuellen kulturellen Bedeutungssystem her gedacht.<br />

Durch den Mitvollzug sozialer Praktiken erwerben Akteure, Akteurinnen eine<br />

performative, eine leibgebundene Kompetenz und symbolische Wissens- und<br />

Bedeutungsbestände.<br />

Der abstrakte Begriff ‚Kultur’ wird konkreter und verständlicher, wenn<br />

wir Kultur in der Metapher des Repertoires verstehen, so wie Hörning dies<br />

tut (Hörning 2004). Repertoire ist eine Metapher aus der Welt des Theaters<br />

und meint die Gesamtheit der Bühnenwerke, die das Ensemble eines Theaters<br />

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