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Organisationsgebundene pädagogische Professionalität - Budrich

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Theoretisches Konstrukt<br />

in jedem Problemlösungsprozess aktualisiert und neu geschaffen wird (vgl.<br />

II 2.2.2).<br />

Da Kade und Seitter die Ablösung des <strong>pädagogische</strong>n Wissens von der<br />

<strong>pädagogische</strong>n Berufsrolle des Lehrers und die Konstitution <strong>pädagogische</strong>r<br />

<strong>Professionalität</strong> jenseits solcher prototypischer <strong>pädagogische</strong>r Organisationen<br />

(Schule, Volkshochschule, Berufsbildungswerke) konstatieren, die die Eindeutigkeit<br />

der <strong>pädagogische</strong>n Berufsrolle garantieren, kann an dieser Stelle<br />

der Einwand erhoben werden, dass die Perspektive der Universalisierung der<br />

<strong>Professionalität</strong> Lebenslangen Lernens und das hier favorisierte Konzept der<br />

Beruflichkeit nicht in Einklang zu bringen sind. Es ergibt sich daraus ein<br />

noch zu lösender Widerspruch in der Konstruktion der Beobachtungstheorie,<br />

denn die These von der Universalisierung Lebenslangen Lernens schließt<br />

ausdrücklich und zu Recht auch die individuelle Selbstadressierung des Lernens<br />

in alltagsweltlichen Kontexten ein. Damit ist gemeint, dass ich eine<br />

neue Arbeitsaufgabe nicht als Flexibilisierungszumutung, sondern als eine<br />

Lerngelegenheit interpretiere, oder dass ich eine Theateraufführung nicht nur<br />

unmittelbar als ästhetisch-künstlerisches Erlebnis wahrnehme, sondern als<br />

eine Gelegenheit, ‚etwas Neues’ über das moderne Theater zu lernen. Statt<br />

nun das alltagsgebundene Lernen und die Selbstadressierung des Lernens als<br />

eine Entgrenzung des ursprünglich an eine Profession gebundenen <strong>pädagogische</strong>n<br />

Sonderwissens und der exklusiven Zuständigkeit des Professionellen<br />

für das Lernen zu deuten – kann man diese Seite der Universalisierung des<br />

Lebenslangen Lernens im Rückgriff auf Schäffters Theorie der Institutionalisierung<br />

auch als Konstitutionsbedingung für die Herausbildung des Funktionssystems<br />

Lebenslanges Lernen auffassen (Schäffter 2001a:225). Als Folge<br />

der reflexiven Modernisierung der Gesellschaft kann sogar zunehmend beobachtet<br />

werden, dass das Funktionssystem (bzw. die <strong>pädagogische</strong>n Kommunikationen<br />

des Funktionssystems) die Selbstadressierung eines Lernanlasses<br />

und die Selbstlernfähigkeit der Adressaten explizit voraussetzt und dieses<br />

zum Ausgangspunkt für die Angebotsentwicklung macht – z. B. für ein geselliges<br />

Bildungsangebot (gemeinsame Theaterbesuche mit anschließender<br />

Gesprächsrunde) oder für ein Coaching-Angebot, das auf die Förderung und<br />

Unterstützung der Selbstlernfähigkeit in angespannten Arbeitssituationen<br />

zielt. 52 Vor diesem Hintergrund wird hier vorgeschlagen, den Beobachtungsstandpunkt<br />

zu verschieben und die Kontextur (nicht den Kontext) des Ler-<br />

52 Der Funktionswandel der Weiterbildung ist, wie bereits in der Einleitung dargestellt,<br />

Ausgangspunkt dieser Forschungsarbeit und wird in dieser Arbeit als <strong>Professionalität</strong> für<br />

das selbstorganisierte Lernen thematisiert. Der Wechsel der Funktion der Weiterbildung<br />

von der Wissensvermittlung zur Funktion der Lernunterstützung findet nämlich im<br />

empirischen Praxisprojekt statt, wenn das IT-Zentrum ein Selbstlernzentrum-IT entwickelt<br />

und aufbaut (vgl. III). Kade und Seitter sprechen von der Generalisierung des<br />

Selbstbeobachtungshabitus, bei der der Lernerhabitus und der Vermittlungshabitus parallel<br />

ablaufen und sich wechselseitig verstärken (Kade und Seitter 2004:326).<br />

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