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Organisationsgebundene pädagogische Professionalität - Budrich

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Zonen der Transformation<br />

E: Schlagen Kolleginnen und Kollegen vor, bestimmte Organisationsstrukturen zu klären,<br />

prüft die GF, ob dies ein berechtigtes Anliegen ist (gf 1054): „Und es gibt natürlich auch<br />

Kolleginnen, die halt ihre eigenen Dinge im Kopf haben. Klar. (…) Ja, und da sage ich an<br />

bestimmten Punkten: ‚Nein!‘“ Die LB deutet das Gehörte (lb 1064): „Es gibt – wie soll<br />

man sagen – ein Klima von Aushandlung und es gibt Grenzen. Es ist vielleicht ein Begleiteffekt<br />

von Selbstorganisation, dass Mitarbeitende auch wirklich etwas wollen (…) und etwas<br />

ausprobieren.“ Für die GF ist es völlig in Ordnung, dass die Kollegen und Kolleginnen<br />

etwas wollen und es ausprobieren. Sie setzt dann Grenzen, wenn sie das Gefühl hat und<br />

sieht (gf 1072), „da macht einer oder versucht eine, ihr eigenes Ding zu machen“. Eine<br />

Kollegin hatte, persönlich motiviert, einen neuen Kooperationspartner ihres Netzwerks für<br />

ein zukünftiges Projekt vorgeschlagen und sich für ihn stark gemacht. Die GF hat den Vorschlag<br />

geprüft und anhand der Selbstdarstellung des vorgeschlagenen Partners auf seiner<br />

Website festgestellt, dass dieser sie nicht überzeugt und konzeptionell weder zum Projektvorhaben<br />

noch zur Einrichtungspolitik des IT-Zentrums passt (gf 1116): „An bestimmten<br />

Punkten hat Partizipation Grenzen. Da sage ich ein klares Nein.“<br />

Erwartet wird demzufolge, dass eine Win-Win-Situation für das IT-Zentrum<br />

und die betreffenden Mitarbeitenden herauskommt. Der Möglichkeitsraum<br />

für die „eigene Sphäre“ sowie deren Limitierung wird durch die Organisationskultur<br />

274 konstituiert, die als ein Führungssubstitut fungiert (vgl. II 5.6).<br />

Die Wirklichkeitsauffassung der Kolleginnen und Kollegen sowie der Geschäftsführerin<br />

ist, dass das IT-Zentrum eine partizipative Organisationskultur<br />

hat. Die Geschäftsführerin prägt das Bild einer Organisation mit „flachen<br />

Hierarchien“, und die Kollegen und Kolleginnen setzen „die Spitze“ der Beobachtung<br />

aus und „füttern damit ihre eigene Sphäre an“ (Fallerzählung 1):<br />

Die Fortbildungsleiterin interpretiert daraufhin die Differenz zwischen Gesamtteam und<br />

dem funktionalen Team der Fortbildungsleiterinnen/-leiter, dem die Geschäftsführerin<br />

nicht angehört (fl 1472): „Weil ja- also und davon bin ich schon überzeugt, wenn (.) [Name<br />

der GF] draußen gewesen wäre, als unsere Chefin und egal wie flach unsere Hierarchien<br />

sein mögen, dann wäre selbst das Gesamtteam ein anderes gewesen.“<br />

Die Differenz zwischen formaler Struktur und der Interpretation der formalen<br />

Organisationsstruktur durch die kollektive Wirklichkeitsauffassung der Corporate<br />

Identity wird in folgender Passage entfaltet (Fallerzählung 2):<br />

E: Die Geschäftsführerin erläutert (gf 957): „Ich denke, hier gibt es auch eine Verbindung<br />

[zwischen dem Prozess und den Ergebnissen]. Also klar, es gab auch andere Prozesse vorher<br />

[vor dem SOL-Projekt], die zeigen, dass die Kolleginnen klar hatten, es ist etwas passiert<br />

und wir haben eine Chance, da etwas zu entwickeln. Für das selbstorganisierte Lernen<br />

und alles was damit verbunden ist – das zeigt sich auch noch mal [am IT-Zentrum] denke<br />

ich – ist dann aber wirklich eine Frage, wie die Organisationsstruktur gestaltet ist, [nämlich<br />

so] dass es auch stattfinden kann, ob es [nämlich] einen wirklich partizipativ gemeinten<br />

Ansatz gibt oder nicht, denn selbstorganisiert agieren zu können, ist nur in einem partizipa-<br />

274 Organisationskultur ist ein Führungssubstitut – ersetzt aber nicht die Hierarchie der<br />

Bildungsorganisation. Jede Weiterbildungseinrichtung ist nämlich durch die juristische<br />

Organisation konstituiert. Sie legt fest, welche Entscheidungen nicht durch die Selbstorganisation<br />

der Netzwerkorganisation ausgehandelt und getroffen werden können.<br />

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