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Organisationsgebundene pädagogische Professionalität - Budrich

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Theoretisches Konstrukt<br />

formen und Wissenstypen wird allerdings ein Bruch in Bezug auf das professionstheoretische<br />

<strong>Professionalität</strong>sverständnis und auf die Norm einer verwissenschaftlichten<br />

Rationalität vollzogen. Kritisiert wird, dass die Selbstbeschreibung<br />

des Berufs als Profession zu einer Steigerung führt, die die Praxis<br />

defizitär erscheinen ließe (Helsper 2004, 304). Andere Forschungsarbeiten<br />

haben die wissenstheoretische Kritik zur Kenntnis genommen, und man hat<br />

sich von der Vorstellung verabschiedet, dass das wissenschaftliche Wissen<br />

für die Praxis eine technische Funktion habe. Klatetzki etwa geht in seiner<br />

Analyse davon aus, dass das höhersymbolische wissenschaftliche Sonderwissen,<br />

zu dem Laien keinen Zugang haben, die Autorität der Experten kulturell<br />

legitimiert (Klatetzki 2005:257, 261; vgl. II 3.5). Die Disziplin legitimiert<br />

durch das wissenschaftliche Wissen die gesellschaftliche Funktion von Erwachsenen-<br />

und Weiterbildung, stellt der Praxis Forschungsergebnisse zur<br />

Verfügung und bietet Diskurse an, in denen Praxis sich deuten kann. Diese<br />

Funktion erfüllt die Disziplin Erwachsenenpädagogik übrigens auch unabhängig<br />

davon, ob es dem Beruf des Erwachsenenpädagogen gelungen ist,<br />

mittels eines abstrakten Wissenssystems das gesellschaftliche Mandat zur exklusiven<br />

Bearbeitung von Fragen des Lernens Erwachsener zu erhalten. Die<br />

Qualifikations- und Berufsbildungsforschung hat den Bruch mit der Norm<br />

einer verwissenschaftlichten Rationalität auf einer kategorialen Ebene mitvollzogen.<br />

Hier wird der soziale Zusammenhang von beruflichen Handlungsfeldern<br />

und dem Wissen/Können der teilhabenden Akteure und Akteurinnen<br />

als Community of Practice oder Domäne und die <strong>Professionalität</strong> des Handelns<br />

als Kompetenz bzw. Expertise konstruiert (P. Benner 2000; Rauner<br />

2004).<br />

Zwei Anforderungen sind, wie an anderer Stelle bereits gesagt wurde, an<br />

ein alternatives Beschreibungsvokabular für den Begriff ‚<strong>Professionalität</strong>’ zu<br />

stellen: Nachdem der Nexus von Wissen und Handeln unterdessen differenziert<br />

dargelegt werden konnte, wird im Weiteren der Fokus auf den Zusammenhang<br />

von Struktur und Handeln zu legen sein. Strukturloses Handeln<br />

kann es nicht geben. Andererseits sprechen empirische Erkenntnisse dafür<br />

nach Alternativen zur professionstheoretisch begründeten Strukturtypik <strong>pädagogische</strong>n<br />

Handelns zu suchen. In der Professions- und Berufsforschung<br />

wird davon ausgegangen, dass der Begriff <strong>Professionalität</strong> eine „dezidiert<br />

handlungstheoretische Betrachtungsweise“ verlange (Nittel 2004:350;<br />

Kutscha 2008). Deshalb sollen im nächsten Kapitel die grundlagentheoretischen<br />

Vorannahmen differenter Modellierungen des Handelns transparent<br />

gemacht werden. Der Nexus von Wissen, Struktur und Handeln – also <strong>Professionalität</strong><br />

– wird abschließend in der kulturtheoretischen Modellierung <strong>pädagogische</strong>n<br />

Handelns begründet. An diesem Punkt der Argumentation angekommen,<br />

wird der Bedeutungswandel des Beschreibungsvokabulars klar<br />

erkennbar werden. Bisher wurde ‚<strong>Professionalität</strong>’ als durch Informations-<br />

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