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Organisationsgebundene pädagogische Professionalität - Budrich

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Zonen der Transformation<br />

achtet. Für das Selbstlernzentrum-IT hält man den Begriff ‚Dozent/Dozentin‘<br />

jetzt für unpassend. Hier ist die Geschäftsführung an der Aushandlung beteiligt;<br />

sie entscheidet sich für den Begriff ‚Trainer/Trainerin‘. Im Zusammenhang<br />

mit dem Selbstlernzentrum-IT wird außerdem die Bezeichnung ‚Lernbegleiter/Lernbegleiterin‘<br />

eingeführt.<br />

Mit der Eröffnung des IT-Zentrums müssen sich berufserfahrene Kollegen<br />

und Kolleginnen erneut auf einen verunsichernden Lernprozess einlassen.<br />

Es ist anspruchsvoll, den eigenen Lehrhabitus zu verändern, denn im Unterschied<br />

zu Sozialisierungsprozessen der Berufseinstiegsphase muss nicht<br />

nur ein anderer Lehrhabitus erschlossen, es muss auch ein inkorporierter<br />

Lehrhabitus verlernt werden. Auch für die Lernenden ist das Arrangement<br />

neu. In der Startphase ist die Verunsicherung groß (Fallerzählung 1):<br />

(fl 2/848): „Oder- die- [Kollegin] die sofort sagt: Zurück, das geht so nicht, wir müssen das<br />

Konzept ändern. Die den Frust nicht aushält. Und- und einige, die Mehrheit eigentlich – die<br />

auch sagen: „Wir machen das jetzt mal weiter. Wir müssen das halt auswerten. Wir müssen<br />

es gut auswerten, aber wir müssen das\ (.) noch mal angucken. Und wir müssen noch mal<br />

(.) dabeibleiben.“<br />

Im Übergangsprozess können sich die Kollegen und Kolleginnen vorübergehend<br />

nicht mehr als kompetent erleben, weil sie die skilful performance des<br />

selbstorganisierten Lernens im Selbstlernzentrum-IT in der Kombination von<br />

Trainingsmodulen und Lernbegleitung noch ungewohnt ist (Fallerzählung 1):<br />

(fl 3/11/320) „(…) und ich kann mich dran erinnern, dass ich zu der Eröffnung des Selbstlernzentrums<br />

halt immer noch ein etwas wirres Bild im Kopf hatte, noch keine klaren Vorstellungen:<br />

‚Wie soll das funktionieren? Wie soll ich Interessierte einladen? Wie soll ich<br />

sie beraten?‘ Das war mir noch nicht klar, ja, ziemlich diffus, was ganz Versponnenes im<br />

Kopf. Das war‘n unwohles Gefühl, weil ich finde, dass in Beratungen oder in Informationsgesprächen<br />

sollte keine Unsicherheit rüberkommen. Und das kann ich nur vermeiden,<br />

indem ich‘n relativ klares Bild im Kopf habe und mich gut informiert fühle.“<br />

Die neuen <strong>pädagogische</strong>n Praktiken werden erprobt und reflexiv verarbeitet<br />

und mit der Zeit entsteht ein Sprachspiel 268 , das das selbstorganisierte Lernen<br />

performativ in Kraft setzt (Fallerzählung 1):<br />

268 Vgl. dazu die Ausführungen I 3 Übersetzen als Basisoperation: translatorisches Handeln.<br />

‚Sprachspiel’ und ‚Lebensform’ entstammen als Heuristik Wittengensteins Sprachphilosophie.<br />

Schatzki (1996) interessieren an Wittgensteins philosophischem Werk jene<br />

Denkfiguren, die die Innen/Außen-Dichotomien überwinden und Geist/Handlung/Körper<br />

als nichtgetrennte Einheit zu erfassen vermögen. Bedeutsam ist für ihn deshalb, dass<br />

Wittgenstein psychische Phänomene als „Lebensformen“ betrachtete, die durch Tun und<br />

Sprechen („by bodily doings and sayings“) zum Ausdruck gebracht werden. Lebensformen<br />

sind in der Interpretation Schatzkis „vorübergehende Zustände“, nämlich „wie es um etwas<br />

steht und dies für einen ist“ („how things stand and are für someone“; Schatzki 1996:22).<br />

Schatzki betont die performative Seite des Sprechens und Tuns und argumentiert, dass<br />

Menschen durch die Teilhabe an sozialen Praktiken eine performative wie interpretative<br />

Kompetenz erwerben (ebd.:23). Er betont, dass die Lebensformen (wie es um etwas steht<br />

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