30.12.2013 Aufrufe

Organisationsgebundene pädagogische Professionalität - Budrich

Organisationsgebundene pädagogische Professionalität - Budrich

Organisationsgebundene pädagogische Professionalität - Budrich

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

Theoretisches Konstrukt<br />

das Handeln orientieren, können dem Handelnden auch Umstände und Widerfahrnisse<br />

begegnen – das, was nicht vorherzusehen war. Es wird die Erfahrung<br />

gemacht, dass etwas zwischen das Wollen, Können und Tun geraten<br />

ist. Interpretatives Können zeigt sich darin, dass Handelnde diese komplexere<br />

narrative Handlungsgestalt schon im Vollzug entwerfen und zu verstehen beginnen.<br />

Indem Menschen das Handeln als Geschichte narrativ anordnen und<br />

sich selbst als Handelnde in einer Geschichte entwerfen, machen sie sich<br />

auch die nichtintendierten und unverfügbaren Anteile des komplexen Handlungsgeschehens<br />

verständlich: Etwas wird dann zu einer Geschichte, wenn<br />

Ereignisse kollektive Annahmen über erwartbare Handlungen, Reaktionen,<br />

Vorkommnisse „verletzten“, die wir kulturell für selbstverständlich halten<br />

(Bruner 1996).<br />

Fazit<br />

Die praxistheoretische Perspektive hebt hervor, dass Pädagogen und Pädagoginnen<br />

in einem sozialen Feld/Raum handeln, der durch spezifische soziale<br />

Praktiken des Lehrens und Lernens institutionalisiert ist. Pädagogisches Handeln<br />

selbst ist Ausdruck eines praktischen Bezugs zu den Menschen und zu<br />

Dingen des Hantierens; es ist pragmatisch orientiert. Der Fokus liegt auf dem<br />

performativen Können und den integrierten Verstehensleistungen. Die narrative<br />

Modellierung des Handelns als Handeln in Geschichte(n) und als Handeln<br />

als Geschichte hebt nun hervor, dass <strong>pädagogische</strong> Handlungen im Wesentlichen<br />

als komplexe Handlungsgestalten 79 realisiert werden. Wenngleich<br />

bestimmte isolierte Handlungen routiniert, regelorientiert sind oder einer subjektiven<br />

Zielsetzung folgen, so ist das <strong>pädagogische</strong> Handeln immer ein Umgang<br />

mit Mit-Akteuren und Mit-Akteurinnen und in eine geschichtliche<br />

Handlungssituation gestellt, über die die Handelnden nicht in Gänze verfügen<br />

können. Die Handlungssituation ist ihnen im Vorhinein nicht transparent und<br />

wird erst im temporalen Verlauf der Handlungsgestalt erschlossen. Selbst<br />

wenn Lehrende ihre <strong>pädagogische</strong> Praxis 80 in beständigen Strukturen routiniert<br />

angehen, ist das komplexe Lehr-Lerngeschehen nur als eine Geschichte,<br />

z. B. als Geschichte der letzten Unterrichtsstunde interpretierbar.<br />

79 Den Begriff der Handlungsgestalt entlehne ich hier dem feldtheoretischen Denken.<br />

80 Den Begriff ‚<strong>pädagogische</strong> Praxis’ verwende ich sinngemäß analog zu kultureller Praxis im<br />

Sinne einer praxistheoretischen Perspektive auf das Handeln in <strong>pädagogische</strong>n<br />

Zusammenhängen, die in soziale Praktiken eingebettet sind.<br />

138

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!